Doping - ein Problemaufriss
 

Spekulationen begleiten den Leistungssport seitdem bekannt ist, dass es Medikamente gibt, welche die eigene Leistung "unphysiologisch steigern". Lief die Sprinterin ihre phänomenale Zeit aufgrund optimalen Trainings? Hat sie zu verbotenen Substanzen gegriffen? Wurde der Ausdauerfähigkeit des Radrennfahrers mit Blutdoping oder EPO nachgeholfen?
Können Spitzenleistungen überhaupt ohne Doping erbracht werden? 
 
Die Skepsis ist nicht unbegründet. Geheimsache Doping (ARD)
Fast täglich werden wir mit neuen Enthüllungen konfrontiert.

Spiegel-Thema: Doping

Kenner vermuten allerdings auch, dass Dopingaffären und Dopinggeständnisse nur die Spitze eines Eisbergs darstellen. Und die Coronakrise(2020-23) bremste auch den Anti-Doping-Kampf.
 

 Historisches
Neu ist der Gebrauch unerlaubter Mittel zur Leistungssteigerung allerdings nicht. Schon in der Antike dopten sich die Sportler, wenngleich auch oft im mythischen Denken behaftet. So sollte zum Beispiel das Herz eines Löwen Kraft verleihen. 1886 kam es beim Radrennen Bordeaux - Paris zu einem ersten bekannten Todesfall. Heroin und Kokain wurden als Dopingmittel benutzt.

Bekannt ist auch ein Dopingfall beim olympischen Marathonrennen von 1908 in London, wo Strychnin als Stimulanz im Spiel war. Der Italiener Dorando Pietri erreichte taumelnd das Stadion, stürzte und wurde disqualifiziert, weil ihm über die Ziellinie geholfen wurde. Er war aber nicht aufgrund von Erschöpfung, sondern wegen des Strychnins zusammengebrochen. (Stimulanzien)

Auch heute glauben Viele, dass sie nur Bestleistungen erbringen können, wenn medizinische Erkenntnisse zur Leistungsmanipulation genutzt werden.
Determinanten körperlicher Leistungsfähigkeit


In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die muskelbildende Wirkung des männlichen Sexualhormons Testosteron von Hochleistungssportlern für die Verbesserung ihrer Wettkampfchancen entdeckt. Es begünstigt den Aufbau von Muskeln. Die eiweißaufbauende (anabole) Wirkung ist es, die hier benutzt wird. Aber erkauft wird dies mit Nebenwirkungen. Männer beklagen Haarausfall, sie bekommen Brüste oder die Hoden schrumpfen. Sportlerinnen zeigen Vermännlichungserscheinungen, bekommen eine tiefere Stimme oder einen kräftigen Bart- und Körperhaarwuchs. 

Der kanadische Leichtathlet Ben Johnson wurde 1988 bei Olympia in Seoul zum bekanntesten Dopingfall. Zwei Tage nach seinem Sieg über 100 m in der Weltrekordzeit von 9,79 Sekunden  wurde er des Anabolika-Dopings überführt und disqualifiziert. Er blieb nicht der einzige Sprintweltrekordler, der des Dopings überführt wurde.

Der Blutdopingskandal um Jan Ullrich (2006/07) und die Dopinggeständnisse weiterer Radrennfahrer zeigten die Brisanz des Problems. Im Januar 2013 beichtet der siebenmaligie Tour-de France-Sieger Lance Armstrong seine Dopingvergangenheit.
 
Begleitet werden (fast) alle Dopingfälle von Dementis und Gerüchten.

Anabolika, Wachstumshormone, Blutdoping und das rote Blutköperchen vermehrende Erythropoetin (EPO) haben die Stimulanzien als Hauptdopingmittel verdrängt, aber die Dopingexperten laufen immer wieder den Nachweismöglichkeiten hinterher.

Trainingbegleitende Kontrollen sollen dem Dopingmissbrauch reduzieren. 
Seit 1966 werden bei internationalen Sportveranstaltungen Dopingkontrollen durchgeführt. Die Sportverbände geben regelmäßig eineListe verbotener Substanzen heraus. Doping ist längst zu einem beherrschenden Thema in der internationalen Sportdiskussion geworden.
Deklaration der Weltkonferenz "Doping im Sport"
 
Doping hat nicht nur Sportler krank gemacht - sondern wohl auch einigen das Leben gekostet
Der englische Radprofi Tom Simpson fiel 1967 bei der Tour de France bei einer Bergetappe tot vom Rennrad. 

1987 starb die Mehrkämpferin Birgit Dressel nach Medikamentenmissbrauch. Der deutsche Kugelstoßer Ralf Reichenbach starb 1998 (wahrscheinlich) an den Spätfolgen seines intensiven Anabolika-Dopings, um den Tod der 100m-Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Florence Griffith-Joyner ranken Spekulationen. Ein ganz finsteres Kapitel sind die Dopingexperimente mit Kindern in der ehemaligen DDR.

Manipuliert wurde im Sport schon immer. 
Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch immer nach neuen Mitteln zur Leistungssteigerung gesucht wird. Nur erwischen lassen darf man sich nicht - das ist die ungeschriebene Maxime, auch wenn die öffentlichen Bekenntnisse für fairen und dopingfreien Sport etwas anderes aussagen. Zwischen dem dopenden Sportler und Kontrolleur ist denn auch ein ganz besonderer Wettbewerb entstanden, da immer neue Mittel ausprobiert werden und der Nachweis immer schwieriger wird. 

Interessant ist allerdings auch, dass die Recherchen des ARD-Journalisten Hajo Seppelt mehr zu Tage fördern als die nationalen und internationalen Anti-Dopingagenturen.
 

großes Bild Aber auch das gibt es: Sportlerinitiativen gegen Doping und für sauberen Sport. 
Dass Olympiasieger Dieter Baumann selbst unter Dopingverdacht geraten war, zeigt die komplexe Problematik des Dopings in unserer modernen Sportwelt. Nur selten bekennen sich Sportler/innen zu ihrer Dopingvergangenheit wie z. B. der Tennisspieler Mc Enroe oder im Mai 2007 die ehemaligen Telekom-Radrennfahrer.
Anti-Doping-Initiativen versuchen auf die Gefahren des Dopings und die Unfairness der gedopten Sportler/innen hinzuweisen. Gemeinsam gegen Doping

Inzwischen wird auch auf staatlicher Seite über die Strafbarkeit von Dopingvergehen diskutiert. So ist z. B. in Spanien oder Italien Doping strafbar. Auch in Deutschland wurde ein Gesetz auf den Weg gebracht. 
Die Einnahme von Dopingmitteln soll auch strafrechtliche Konsequenzen haben.
Doping - Neue Rechtslage   |  DOSB - Anti-Doping - News | BMI - Dopingbekämpfung

Aber auch die Freigabe des Dopings stand schon des Öfteren zur Diskussion. 
Hauptargument: Beendigung der Verlogenheit und Wiederherstellung der Chancengleichheit.

Das Dopingproblem ist aber nicht nur auf den Hochleistungssport beschränkt. 200-300.000 Sportler (v.a. im Bodybuildingbereich). 
Auch Schmerzmittel werden massiv eingesetzt. Obwohl sie nicht unter Doping fallen, ihr Einsatz im Wettkampfsport ist sehr problematisch. 
Dies trifft auch auf die vieldiskutierten Ketone zu. Ketone bezeichnen eine Stoffgruppe, die die Ausdauer verstärken und die Erholung beschleunigen. Sie werden in der Leber gebildet, wenn dem Körper die Kohlenhydrate ausgehen und es bei Belastungen ans Körperfett geht. 
 

Grenzbereich Schmerzmittel (ARD, 9.6. 2020)
Alles schlucken, was legal ist: Ketone ("Stern" 2022)
Schmerzmittel im Fußball - Doping... oder nicht? (DLF 9.6. 2020)
Ex-Diskuswerfer Wagner über Doping: "Dreimal täglich Anabolika" (Spiegel, 2017 )


Wirkungen und Nebenwirkungen - Experten nehmen Stellung Dopingmittel - Übersicht
Videos zum Thema Doping (YouTube)
 

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Schulmaterialien Doping (Nada)  - umfangreiches Unterrichtsmaterial
Gemeinsam gegen Doping
Doping - Wikipedia


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