Dopingmittel nicht nur im Hochleistungssport
Doping - im Freizeitsport


 
200.000 Freizeitsportler konsumieren Dopingpräparate
12.05.2007 - DOSB
 
Doping und Medikamentenmissbrauch sind längst nicht mehr ein Problem des Spitzensports allein. Etwa 200.000 Freizeitsportler sollen regelmäßig Anabolika und andere leistungsfördernde Substanzen konsumieren und damit dopen.

Das erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2006. „Es schlummert hier ein gefährliches Potential“, erklärte Frau Bätzing. Von daher sei es „ein wichtiges Signal für den gesunden Sport“, dass die Bundesregierung einen Gesetzentwurf mit Rechtsverschärfungen eingebracht hat, der auch Regelungen zur so genannten Besitzstrafbarkeit von größeren Mengen von Dopingmitteln vorsieht. 

Frau Bätzing sagte weiter, bei einer Umfrage in einem baden-württembergischen Fitnessstudio hätten 19,2 Prozent der Männer und 3,2 Prozent der Frauen angegeben, Dopingmittel zu konsumieren. „Das sind alarmierende Zahlen“, betonte sie. Während im Hochleistungssport Trainings- und Wettkampfkontrollen durchgeführt werden, sei das Volumen im Breitensport zu gering; und im Freizeitsport außerhalb der Vereinsstruktur des DOSB seien Kontrollen gar nicht möglich. 

Wörtlich heißt es im Bericht: „Ein weiteres Problemfeld beim Medikamentenmissbrauch stellt die Verwendung von Dopingmitteln im Sport dar. Trotz erheblicher Gesundheitsrisiken durch den Konsum von Dopingsubstanzen zur Leistungssteigerung und Körperveränderung missbrauchen Sportler Substanzen wie Anabolika, EPO oder muskelfördernde Wachstumshormone auch im Freizeitbereich. Die Substanzen sind leicht zu beschaffen, zudem finden im Freizeitsport keine Dopingkontrollen statt. Infolgedessen ist vor allem für junge Männer als Hauptkonsumenten das Gefährdungspotential hoch.“ Die Drogenbeauftragte wies bei der Vorstellung des Berichts vor allem auf die Gefahren durch legale Drogen wie Tabak, Alkohol und Medikamente hin. Sie unterstrich, dass vor allem exzessiver Alkoholkonsum unter Jugendlichen zum Problem werde. „Insgesamt trinken mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Weise“, erklärte sie. Die Zahl der Drogentoten sei hingegen weiter rückläufig und habe mit 1.296 den niedrigsten Stand seit 1989 erreicht. Cannabis mit zwei Millionen regelmäßigen Konsumenten sei die häufigste illegale Droge.

Doping im Freizeitsport (Videos YouTube)


 
 
Dopingmissbrauch in Sportstudios besorgniserregend

19.06.2002  (DSB-Newsletter)

Die Erkenntnis, dass Doping und Arzneimitteilmissbrauch im Sport kein
ausschließliches Problem des Hochleistungssports sind, resultierte bisher im
wesentlichen auf Informationen aus amerikanischen und kanadischen Studien.
Jetzt hat das Niedersächsische Innenministerium die Ergebnisse einer von der EU
geförderten und vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) unterstützten
Studie "Dopingbekämpfung in kommerziell geführten Sportstudios" vorgelegt, die
zu erheblicher Besorgnis Anlass geben. Nach den Untersuchungen der in vier
EU-Ländern (Deutschland, Belgien, Italien und Portugal) durchgeführten Studie
greifen durchschnittlich 5,7 % aller Sportlerinnen und Sportler in
kommerziellen Fitness-Studios zur Verbesserung ihrer Leistungen zu
Medikamenten.

Niedersachsens Innen- und Sportminister Heiner Bartling befürchtete bei der
Vorstellung der Studienergebnisse in Hannover eine weitaus höhere Dunkelziffer
und schätzte, dass rund 20 Prozent aller Besucher von Fitness-Centern Anabolika
und andere verbotene Präparate zum Muskelaufbau oder zur Leistungssteigerung
nehmen. "Dort bekommen sie zum Teil das Zeug unter der Ladentheke", kritisierte
der Minister, der darauf hinwies, dass allein in Deutschland pro Jahr für etwa
100 Millionen Euro illegale Dopingmittel gekauft würden. Gefördert werde die
Missbrauchsbereitschaft aber auch durch die leichte Verfügbarkeit der
Dopingpräparate. So stelle auch das Internet eine wichtige Plattform für den
illegalen Handel mit Dopingmitteln dar. Allein für Deutschland wurden 15
Websites mit 250 Angeboten für Dopingmittel verzeichnet. Unter Umgehung der
nationalen Vertriebsregeln, der Grenzkontrollen und der Arzneimittelgesetze
lassen sich die Fitness-Sportler ihre Präparate direkt ins Haus liefern.
Sportreferentin Anja Surmann (Hannover) wies darauf hin, dass die Dopingmittel
oft auch von Dealerbanden im Umfeld von Sportstudios angeboten würden. Deshalb
sei es auch wichtig, die Ermittlungsbehörden stärker für dieses Problem zu
sensibilisieren. 

Die hohe Missbrauchsbereitschaft und der damit verbundene gesundheitliche
Schaden war für die an der Studie beteiligten europäischen Antidoping-Experten
Anlass, Maßnahmen und Materialien zu entwickeln, um diesen Trend aufzuhalten.
Minister Bartling zog deshalb auch das Fazit, dass sich - auch außerhalb des
Leistungssports - ein enormer Handlungsbedarf zur Dopingbekämpfung ergebe, dass
sich die Handlungskompetenz für staatliche Stellen aus dem
volksgesundheitlichen Schaden begründe, dass Doping in den EU-Mitgliedsstaaten
nicht länger als ein von Staat und Gesellschaft toleriertes Kavaliersdelikt
gelten dürfe und dass durch die Studie ein Maßnahmenkatalog mit Empfehlungen
entstanden sei, der zu einer langfristigen und konsequenten Eindämmung des
Dopingproblems im Fitness-Sport führen könne.
 

 

  

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