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 Materialien, Ideen und Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung sportlicher Belastung in der Schule


 

     Thesen
   10 Irrtümer bei der Gestaltung von Aufwärmphasen

 
 
 

 Rolf Dober
Ich möchte hier einige Thesen zum Aufwärmen in der Schule darlegen.
Es bestehen oft problematische Vorstellungen über die Gestaltung von Aufwärmphasen.

Elementare Erkenntnisse aus dem Bereich Sportpädagogik und Trainingslehre sollten bei 
der Formulierung von Zielen, Inhalten und Methoden des Aufwärmens nicht übersehen werden.

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Aufwärmen in der Schule - unterschiedliche Schüler brauchen unschiedliches Aufwärmen


 
 
Irrtum 1 Aufwärmphasen sind auch Konditionsarbeit/Fitnesstraining.
Die Aufwärmphase ist kein Training. 
Das Aufwärmen sollte unterschieden werden von einem allgemeinen Fitnesstraining.
Aufwärmen darf nicht zu einer Ermüdung des Körpers führen, sondern diesen nur aktivieren.
Der vielfach verwendete Begriff "Aufwärmtraining" ist irreführend.
Training führt zur Ermüdung und vermindert die koordinative Leistungsfähigkeit.
Irrtum 2 Aufwärmen ist immer notwendig.
Im Prinzip ja. Aber das muss nicht heißen, dass immer eine ritualisierte Form des Aufwärmens gewählt wird. Oft können einfache und schonende Übungen in den Hauptteil der Sportstunde übergehen. 
Bsp.: Turnen, Rückschlagspiele
Wichtig ist in der Schule vor allem, dass zunächst keine zu intensiven physischen oder koordinativen Leistungen verlangt werden. Selbst wenn hohe Belastungen ohne spezielles Aufwärmen durchgeführt werden, ist (anders als im Wettkampfsport) nicht gleich eine Verletzungsgefahr gegeben.
Dies entspricht auch der Erfahrung der Schüler mit freien Spielsituationen, in der selten ein gezieltes Aufwärmen stattfindet.
Irrtum 3 Alle müssen das gleiche machen.
Schülerinnen und Schüler haben sehr unterschiedliche Voraussetzungen.
Um sich auf die körperlichen Belastungen richtig einstimmen zu können, sollten diese Unterschiede auch Berücksichtigung finden.
Sicherlich ist es im Unterricht oft hilfreich, wenn alle das gleiche machen. Allerdings sollten dabei auch individuelle Gestaltungsfreiräume bleiben, um Über- und Unterforderungen zu vermeiden.
Irrtum 4 Beim Aufwärmen geht es vor allem um physiologische Wirkungen.
Steigerung der Leistungsfähigkeit und Vermeidung von Verletzungen wird meist als Grund für das Aufwärmen genannt. Dies ist  sicherlich auch eine zentrale physiologische Wirkung. In der Schule ist aber die pädagogische Komponente einen zentralen Stellenwert haben: Emotionale und soziale Komponenten (Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der anstehenden körperlichen Beanspruchung und zum Miteinander beim Sporttreiben) die Befähigung zu individuell angemessenen Aufwärmen gehören ebenso dazu.
Irrtum  5 Spiele sind ideal für das Aufwärmen.
Aufwärmen im Sportunterricht wird von vielen Schülerinnen und Schülern eher als lästig empfunden. 
Die Möglichkeit, sich spielerisch aufzuwärmen, wird deshalb gerne aufgenommen.
Allerdings sollte bedacht werden, dass Spielen allein noch kein sinnvolles Aufwärmen garantiert und einige grundlegende Rahmenbedingungen arrangiert werden müssen.
Vor allem darf die physische Belastung nicht zu hoch sein Belastung (allgemeine Erwärmung) und auch die koordinativen Elemente der Sportstunden sollten berücksichtigt werden.
Abwechslungsreiches Aufwärmen ist aber keineswegs immer nur an Spiele gebunden.
Irrtum 6 Stretching /Dehnen steigert die Leistungsfähigkeit.
Kaum ein Bereich ist in der Sportwissenschaft in den letzten Jahren so umstritten gewesen wie das Thema Stretching. Nachdem dem Stretching zum Teil wahre Wunderwirkungen zugeschrieben worden sind, konnte dies in vielen Punkten wissenschaftlich nicht bewiesen werden. 
Dehnen verbessert nicht die Leistung in Sportarten, die schnell- und maximalkräftige Leistungen abfordern (z. B. Weitsprung, Sprint). Leistungsminderungen durch intensives Stretching sind bei Schnelligkeitsleistungen nachgewiesen.
Dehnen vor dem Training oder dem Wettkampf macht vor allem in jenen Sportarten Sinn, bei denen Beweglichkeit leistungsbestimmend ist, also z. B. Turnen.
Thesen zum Stretching im Sportunterricht
Irrtum 7 Stretching verringert die Verletzungsgefahr und Muskelkater.
Auch diese Wirkung des Stretchings ist nicht nachgewiesen. 
Verletzungsmindernde Wirkungen sind besonders durch das allgemeine Aufwärmen zu erzielen.
Irrtum 8 Schülerorientierte Aufwärmphasen entstehen durch Rückzug des Lehrers /der Lehrerin.
Die Übernahme von Aufwärmphasen durch Schülerinnen und Schüler ist sicherlich eine wünschenswerte Zielvorstellung im Sportunterricht.
Ohne Anleitung und Absprachen wird dadurch aber noch keine effektive oder schülerorientierte Aufwärmphase. Die Gefahr, dass einfach Programme aus dem Vereinssport oder beliebige Spielformen übernommen werden, ist sehr groß.Es muss immer geklärt werden, auf welche Belastungen vorbereitet wird und wie viel Zeit zur Verfügung steht. 
Für das spezielle Aufwärmen müssen genauere Absprachen erfolgen:
Welche Muskelgruppen sollen aktiviert werden, welche Bereiche gedehnt werden?
Irrtum 9 Lange Aufwärmphasen sind wichtig.
Gerade Doppelstunden verführen zu langen Aufwärmphasen. Dabei reichen in der Regel schon 5-10 Minuten aus, um körperlich und psychisch auf die Belastung vorbereitet zu sein. Durch zu lange Aufwärmphasen geht wertvolle Zeit für andere Lerninhalte der Stunde verloren. Die gesparte Zeit kann auch für den Stundenausklang (Cool Down) verwendet werden.
Irrtum 10 Es gibt das optimale Aufwärmprogramm.
Aus den bisherigen Ausführungen wird auch deutlich, dass es das wirklich optimale Aufwärmprogramm nicht geben kann. Abwechslungsreiches Aufwärmen, Beachtung der Besonderheiten von allgemeinen und speziellen Aufwärmen und die Vorbereitung auf die koordinativen Anforderungen der Sportstunden schaffen aber eine gute Grundlage.


Vorsicht: Richtig Aufwärmen - Fehler vermeiden

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