Training als Anpassungsvorgang

 
 
Ausgangssituation:
Bestehendes Leistungsniveau

Plan:
Verbesserung des Leistungniveaus durch regelmäßige Wiederholungen mit allmähliche Belastungssteigerung.

Ergebnis:
In der Regel eine deutliche Steigerung der trainierten Leistungsfaktoren.
Die Trainingswissenschaft hat diesen Prozess im einzelnen erforscht und präzise beschrieben.
Dabei wurden eine Reihe von Prinzipien formuliert, die im folgenden kurz dargestellt werden sollen:

 
 
    Der Zusammenhang von Form und Funktionstüchtigkeit
 
 
Zwischen der organischen Form und ihrer Funktion besteht eine eindeutige Wechselbeziehung.

Veränderungen der Formen verändern auch die Funktionstüchtigkeit: 
Ein durch regelmäßiges Training vergrößertes Herz ist auch ein gestärktes Herz, das eine bessere Ausdauerleistung ermöglicht als ein kleines und unterentwickeltes "Büroherz".

Umgekehrt bewirken Funktionsveränderungen auch deutliche Formveränderungen an den betroffenen Organen: Bei Ruhigstellung eines gebrochenen Beines im Gipsverband bildet sich die Muskulatur sehr auffällig zurück.

Die Homöostase

Autonome organische Systeme bewahren ihre Stabilität, indem sie auf jede Veränderung mit Reaktionen antworten, die das Gleichgewicht zwischen äußeren Anforderungen und der Funktionstüchtigkeit des Systems aufrecht erhalten. Dieses Fließgleichgewicht wird Homöostase genannt.

Je intensiver die zeitweiligen Auslenkungen bei Belastungen aus der Homöostase sind, umso markanter sind auch die Kompensationsphänomene, mit denen das Gleichgewicht wiederhergestellt wird.
Training kann als gezielt gesetzte Auslenkung aus einem bestehenden Funktionsgleichgewicht verstanden werden, um die Kompensationsvorgänge auszulösen.
 

Das Wirkungsgefüge von Belastung und Anpassung

Bleiben Belastungsreize unter einem bestimmten individuellen Schwellenwert (20-30% der individuellen Maximalbelastbarkeit), dann werden positive Anpassungserscheinungen nicht ausgelöst. Adaptionen werden also erst durch ein quantitatives und qualitatives Belastungsminimum in Gang gesetzt.

Belastung, Ermüdung und Erholung dürfen nicht als getrennte Phänomene des Trainings angesehen werden, sondern sie bilden ein fein aufeinander abzustimmendes Wirkungsgefüge.
 
 

Das Modell der Überkompensation

Belastung ist abstufbar nach Intensität, Dichte, Dauer und Umfang.
Die Ermüdung ist ein Signal dafür, dass durch den Verbrauch funktioneller und energetischer Potenziale ein Kompensationsbedarf eingetreten ist. Entscheidend ist nun, dass während der Erholung nicht nur die ausgeschöpften Energiereservoire wieder aufgefüllt werden, sondern durch Überkompensation erfolgt ein Aufbau von Energiepotentialen über das ursprüngliche Ausgangsniveau hinaus.

Mit der  Überkompensation betreibt der Organismus also eine Art "Vorratswirtschaft" , indem er sich auf ein höheres Leistungsniveau entwickelt, von dem aus zukünftige Belastungen ökonomischer zu bewältigen sind.
Auf diese Weise verschiebt sich im Verlaufe eines Anpassungsprozesses das Leistungsniveau und damit auch der untere Schwellenwert immer weiter nach oben.

Um einen kontinuierlichen Leistungszuwachs zu erzielen, müssen deshalb die Trainingsreize nach dem Prinzip der steigenden Belastung schrittweise erhöht werden. Man kann also durchaus feststellen, dass im Trainingsprozess selbst der Druck nach ständiger Leistungssteigerung erzeugt wird. Andererseits liegt aber in der stetig wachsenden und unmittelbar erfahrbaren Leistung auch ein stark motivierendes Element zur Fortsetzung des Trainings.

 (nach E. Hildenbrandt, Training im Schulsport, Sportpädagogik 5/81)

Text: Beim Krafttraining ist weniger oft mehr
Was ist eigentlich Übertraining?
Aufgabe: Milon von Kroton

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