Dehnen - was bringt's?
Interview mit Prof. Dr.
Jürgen Freiwald
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Die
Effekte von Dehnen, auch Stretching genannt, auf den Körper werden
in der Regel überbewertet - so jedenfalls die Meinung von Prof. Dr.
Jürgen Freiwald Bewegungswissenschaftler an der Bergischen Universität
Wuppertal. ZDFonline fragte nach. |
ZDFonline: Für welche
Zwecke eignet sich das Dehnen?
Prof. Dr. Jürgen
Freiwald: Dehnen eignet sich in erster Linie zur Steigerung der Beweglichkeit.
Die Effekte dürfen dabei allerdings nicht überbewertet werden.
Außerdem eignet sich Dehnen zur psychischen Entspannung und zur Vorbereitung
der sportlichen Leistung bei Sportarten, die von einer großen Bewegunglichkeit
der Gelenke abhängig sind.
ZDFonline: Für welche
Zwecke eignet sich das Dehnen nicht?
Prof. Dr. Jürgen
Freiwald: Dehnen eignet sich nicht zur physischen Regeneration, wenn vorher
sportliche Leistungen mit hohen Intensitäten und einer Übersäuerungen
der Muskulatur stattgefunden haben. Dann ist zum Beispiel lockeres Auslaufen
weit besser als Dehnen geeignet, wie unsere Untersuchungen zeigen. Für
den Leistungssportler muss das Dehnen allerdings differenzierter als für
den Freizeitsportler ohne maximale Leistungsansprüche geplant werden.
ZDFonline: Kann Stretching
Muskelkater vorbeugen?
Prof. Dr. Jürgen
Freiwald: Nein. Intensives Stretching nach sportlichen Tätigkeiten
kann den Muskelkater sogar verstärken.
ZDFonline: Wie kommt das?
Prof. Dr. Jürgen
Freiwald: Muskelkater entsteht durch kleinste Zerreißungen der Muskelfasern.
Eine weitere intensive Dehnung kann den Schaden verstärken...
ZDFonline: Was raten Sie
Hobbysportlern?
Prof. Dr. Jürgen
Freiwald: Da Dehnen für den "Normalsportler" keine bedeutsamen, negativen
Wirkungen hat, sollte er sich auf seine Selbstwahrnehmung verlassen. Fehler
beim Dehnen sind kaum möglich. Auch dynamisches Dehnen ist - entgegen
vielfach anders lautenden Stimmen - nicht schädlich. Es gibt Personen,
die Dehnungen als äußerst positiv empfinden, zum Beispiel für
die psychische Regeneration nach sportlichen Leistungen oder für die
Verbesserung der Koordination, wenn anschließendes Joggen ansteht.
Andere Personen reagieren eher negativ auf Dehnungen und empfinden sie
als wenig effektiv. Dann kann man guten Gewissens auch ohne Dehnungen durch
das (sportliche) Leben kommen.
ZDF Ratgeber
08.08.2003
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