Berühmte Dopingfälle


 
Fast täglich hören wir von gedopten Sportlern und Sportlerinnen.
Einige der bekanntesten Fälle können im Internet recherchiert werden.

Spektakuläre Fälle  - Wikipedia
Geheimsache Doping - ARD 
Spiegel-Thema: Doping
 

 
Radsport
Der Berg ruft und bei der Tour de France folgen diesem Ruf jedes Jahr die besten Radfahrer der Welt. 
1967 gehört der Engländer Tom Simpson dazu, im Glutofen der Sonne Südfrankreichs kämpft er sich den Mont Ventoux hinauf und wird es nicht überleben. In seinem Blut befindet sich ein gefährlicher Drogencocktail. 
Beim Aufstieg zum Mont Ventoux am 13. Juli 1967 braucht Tom Simpson auf den letzten vier Kilometern zunächst die volle Breite der Straße, fährt Zickzackkurven wie ein Betrunkener - und fällt schließlich wie in Zeitlupe aus dem Rennsattel und stirbt wenig später im Krankenhaus. 

Ärzte finden später in seinem Blut eine fatale Mischung aus Alkohol und Amphetaminen. Tom Simpson ist der erste Dopingtote der Tour de France. Mit ihm stirbt die Illusion von Männern, die sich mit bloßer Muskelkraft über die Berge kämpfen und mit ihm beginnt die Doping Karriere des Radsports. Festina wird 1998 von der Tour ausgeschlossen.

Wenn das berühmteste Etappen-Radrennen zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch von einem Mythos umweht gewesen sein sollte - bei der Frankreich-Rundfahrt 1998 wurde er endgültig zerstört. Bei der Tour de France 1998 gehen die französischen Justizbehörden gegen das Festina-Team vor, Kapitän Richard Virenque, Axel Zülle, Christophe Moreau und andere Fahrer werden festgenommen, insgesamt befinden sich 19 Mitglieder des Festina-Teams in Polizeigewahrsam. Der Grund: Ermittler hatten in einem Mannschaftshotel diverse Doping-Präparate gefunden, darunter das Hormon Erythropoietin (EPO). Später fanden Reporter im Müllcontainer eines anderen Hotels ein ganzes Bündel gebrauchter Medikamentenpackungen. Das Festina-Team wurde von der Rundfahrt ausgeschlossen, und die Tour de France 1998 machte endgültig klar: Die Benutzung leistungsfördernder Mittel ist ein integraler Bestandteil des Radsports und bringt immer wieder seine gefeierten Helden zu Fall.

Schon 2002 gerät Jan Ullrich, Gewinner der Tour de France 1997, ins Visier der Dopingfahnder.
Während er in einer Reha-Klinik eine Knieverletzung behandeln lässt, taucht er ins Nachtleben ein und nimmt in einer Diskothek zwei Tabletten, allem Anschein nach so genannte Partydrogen, die ihm jemand zugesteckt hatte. 
Bei einer Doping-Kontrolle werden Ullrich aufputschende Amphetamine nachgewiesen.

Das Bundessportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer sperrt ihn für sechs Monate. Die weitaus schlimmeren Dopingvorwürfe folgen aber vier Jahre später: Kurz vor dem Start der Tour de France 2006 werden Ullrich und 19 weitere Fahrer von der Rundfahrt ausgeschlossen. Der Grund sind Hinweise, dass Ullrich in den Dopingskandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes verstrickt sein soll. Fuentes soll angeblich in einem europaweiten Netzwerk Hunderte Radsportler, Tennis- und Fußballspieler gedopt haben. 

Positive Doping-Kontrollen und belastende Zeugenaussagen hatte es immer wieder im Fall Lance Armstrongs gegeben. Doch erst 2012 wird es offiziell: Die Anti-Doping Agency der USA (USADA) klagt Armstrong wegen Dopings an, alle seine Wettkampfergebnisse ab 1998 werden ihm aberkannt und eine lebenslange Sperre verkündet. Doch Armstrong dementiert weiterhin.
Erst im Januar 2013 beichtet der einstige Radgott seine große Sünde medienwirksam in einem dreistündigen Interview mit der US-Talkerin Oprah Winfrey. 

Aus der Ikone des Radsports ist der größte Betrüger des Spitzensports geworden. Armstrongs Erfolgsgeschichte war zu gut, um wahr zu sein: Anfang der 1990er Jahre gilt er als einer der Besten bei Eintagesrennen, wird mit 21 jüngster Profi-Straßenweltmeister aller Zeiten. Bei der Tour de France 1993 gewinnt er zwar eine Etappe, gibt dann aber vorzeitig auf. 1995 erlangt er erneut einen Etappensieg und fährt die Tour zu Ende, als potenzieller Sieger der Bergtour wird er jedoch nie gehandelt. Dann ein einschneidendes persönliches Erlebnis: Mitte der 1990er Jahre wird bei dem Texaner Hodenkrebs mit einer dreiprozentigen Überlebenschance diagnostiziert. Armstrong kämpft erfolgreich gegen den Krebs und scheint seither übermenschlich. 1999 gewinnt er zum ersten Mal die Tour de France, weitere sechs Siege folgen. Selbst nachdem Mitte der 2000er Jahre die ersten Doping-Vorwürfe gegen ihn laut werden, schafft es der Texaner weiterhin auf Erfolgskurs zu fahren.
 

 Leichtathletik
Auch die schnellsten der Welt haben ihren Topleistungen auf die Sprünge geholfen. Nur 9,79 Sekunden benötigt der Sprinter Ben Johnson 1988 in Seoul für die 100 Meter. 
Dem größten Dopingskandal der olympischen Geschichte kann er trotz Weltrekordzeit nicht davonlaufen. Als der Kanadier zur Siegerehrung aufs Podest steigt, beginnt bereits sein Abstieg. Zwei Tage nach seinem Olympiasieg wird ihm die Einnahme des anabolen Steroids Stanozolol nachgewiesen.  1989 erklärt sein Trainer, dass Johnson bereits seit 1981 dopt, im selben Jahr gesteht auch der Sportler.

In den 90er Jahren ist Dieter Baumann einer der populärsten Leichtathleten weltweit - nicht nur wegen seiner Erfolge, sondern auch wegen seiner Persönlichkeit und seines Engagements gegen Doping. 
Umso größer ist die Überraschung, als ihm im Herbst 1999 bei Trainingskontrollen 19-NOR-Androstendion, ein Vorläufer des anabolen Steroids Nandrolon, nachgewiesen wird. Die Untersuchungen im Fall Dieter Baumann sind vom Institut für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule in Köln für in Absprache mit dem DLV angestoßen worden. Der Grund dafür war, dass 1999 erstmalig bekannt wurde, dass Prohormone von Nandrolon in Nahrungsergänzungsmitteln auftauchten, die nicht deklariert waren.
Der Dopingbefund der Urinprobe ergab sich mit dem Metaboliten von Nandrolon, der als 19 Noradrosteron ausgewiesen wurde. In der Zahnpaste wurde ein Prohormon gefunden, das als Norandrostendion identifiziert wurde. Dieses wird im Körper zu dem gleichen Metaboliten verstoffwechselt.

Im Juli 2000 spricht ihn ein unabhängiges Schiedsgericht frei, weil es sich um einen Kriminal- und nicht um einen Dopingfall handele. Der Weltverband IAAF sieht das anders, sperrt Baumann mit Verweis auf die positiven Dopingproben für zwei Jahre und verlängert die Sperre um ein weiteres Jahr, nachdem Baumann 2001 bei den deutschen Hallenmeisterschaften startete und dort den Titel über 3000 Meter holte. Im Januar 2002 ist die Sperre abgelaufen, Dieter Baumann läuft noch bis 2003, der potenzielle Zahnpastatuben-Attentäter ist bis heute nicht gefunden.



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