Blutdoping


 

 

Stichwort:  Blutdoping 

"Blutdoping steht auf der Liste der verbotenen Methoden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Unter diesen Begriff fallen nur Transfusions-Methoden mit Eigen- (autologe) und Fremdblut (homologe Methode). Das seit 1988 gentechnisch hergestellte Blutdopingmittel Erythropoietin (EPO) zählt dagegen nicht zum Blutdoping, sondern zu den im Spitzensport verbotenen Hormonen. 

Blutdoping-Sünder können nur mittels Blutproben überführt werden. Bis zu drei Wochen nach einer Infusion ist der Nachweis möglich. So findet man in positiven Proben vor allem Spuren von Glykol, das in der Medizin verwendet wird, um Blut zu konservieren. Der leistungssteigernde Effekt hält wie im Falle von EPO ebenfalls zwei bis drei Wochen an. 

Beim Blutdoping wird rund ein Liter Blut - entweder fremdes, das mit der Blutgruppe und dem Rhesusfaktor des Dopingsünders übereinstimmen muss, oder eben eigenes - dem Körper zugeführt. Da ein Sportler normalerweise über nur maximal acht Liter Blut im Körper verfügen kann, beginnt sich das Volumen sofort zu regulieren. Das heißt der überflüssige Liter, respektive die Plasma-Flüssigkeit, wird vom Körper abgebaut. In der Regel geschieht dies bereits eineinhalb Stunden nach der Transfusion durch Urinausscheidung. 

Die roten Blutkörperchen des zugeführten Liters verbleiben dagegen im Blut, womit der vor allem im Ausdauersport förderliche Effekt einer besseren Sauerstoffversorgung der Muskeln erreicht wird. Denn je mehr rote Blutkörperchen vorhanden sind, umso mehr Sauerstoff kann im Körper transportiert werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen sprechen von Leistungssteigerungen durch Blutdoping von bis zu 15 Prozent. Eine unerwünschte Nebenwirkung dieser im Profisport verbotenen Methode ist der Anstieg der Infektionsgefahr, vor allem bei homologen Verfahren."
 

diepresse.com,  30.06.2006


 

"Eine DNA-Analyse der verdächtigen Blutproben aus einer Madrider Praxis kann den unter Doping-Verdacht stehenden Radprofi Jan Ullrich entlasten - aber auch überführen. 

Die entscheidende Frage ist, ob die DNA der Proben mit Ullrichs Erbsubstanz übereinstimmt. Ist das der Fall, wäre bewiesen, dass der T-Mobile-Profi mit dem Labor zusammengearbeitet hat - und mutmaßlich sein Blut zur Anreicherung mit roten Blutkörperchen "gespendet" hat. Ist das nicht der Fall, läge kein Hinweis auf Eigenblutdoping mehr vor.

Beim Eigenblutdoping wird einem Sportler in den Wochen vor einem Wettkampf zwischen einem halben und einem Liter Blut entnommen. Der Körper bildet dann im Laufe mehrerer Wochen rote Blutkörperchen (Erythrozyten) nach. Wenn das entnommene Blut dann retransfundiert wird, erhöht sich die Konzentration (Hämatokrit) der roten Blutkörperchen. Dadurch kann das Blut mehr Sauerstoff transportieren, so dass die Ausdauerleistung steigt. Eigenblutdoping ist verboten, der Nachweis im Körper aber unmöglich. Allenfalls kann ein erhöhter Hämatokritwert einen Hinweis darauf geben.

Mit Hilfe einer DNA-Analyse kann sicher festgestellt werden, ob die Blutkonserven Ullrich zuzuordnen sind, wie es die Unterlagen der spanischen Ermittler nahe legen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der so genannte genetische Fingerabdruck bei zwei Menschen übereinstimmt, wird auf 1 zu 30 Milliarden geschätzt. Eine solche Analyse ist in einem entsprechend ausgerüsteten Labor binnen weniger Stunden - und damit auch bis zum Start der Tour de France - möglich.

Selbst wenn der Test negativ ausfiele, bestünde noch die Möglichkeit, dass fremdes Blut zum Doping benutzt werden sollte. Fremdblutdoping ist jedoch mit weit höheren Risiken verbunden und zudem seit 2003 nachweisbar. "

(stern 30.6. 2006)

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