Sportförderunterricht - Auschnitte aus dem Buch von Horst Rusch und Jürgen Weineck
(Vielen Dank an die Autoren und den Verlag, welche die Materialien zur Verfügung gestellt haben)

Vorwort
Lehrplan
Grundformen Klettern

 

Rusch, Horst / Weineck, Jürgen

Sportförderunterricht
Lehr- und Übungsbuch zur Förderung der Gesundheit durch Bewegung. 

HOFMANN-Verlag Schorndorf (1998)
 
 


 
9.8 Grundformen des Kletterns im Sportförderunterricht

Schon in der Einführung zu diesem Buch wurde darauf hingewiesen, daß Bewegungsauffälligkeiten häufig die Ursache für Probleme in der sozialen Integration der Kinder sein können. Geringes Selbstvertrauen and mangelnde Selbstwertschätzung sind bei den betroffenen Kindern zu beobachten. Ängstliche and motorisch gehemmte sowie muskel- and koordinationsschwache Schülerinnen sollen in einem Sportförderunterricht durch ein attraktives Bewegungsangebot zu Mut and Selbstvertrauen and zur Stabilisierung der motorischen Fertigkeiten geführt werden. Dieses Ansinnen kann auch durch Kletterangebote in einem modernen Sportförderunterricht erreicht werden, zumal in einer symptomorientierten orthopädischen Gymnastik die Faktoren Spaß and Freude an der Bewegung selten Eingang finden.

Klettern stellt eine Gesamtkörperbewegung dar, die nicht nur auf die Halte-, Zieh-, Stütz- and Steigeschlingen der Muskulatur kräftigend wirkt, sondern auch die koordinativen Fähigkeiten, nämlich Gleichgewichtsfähigkeit, räumliche Orientierungsfähigkeit sowie Differenzierungs- and Steuerungsfähigkeit fördert. Über die vielen Körpererfahrungen (kann ich das Gleichgewicht auch in der Höhe halten?; ein großer Schritt erfordert aber viel Kraft!; beim Blick in die Tiefe zittern meine Knie!), die beim Klettern möglich sind, kann auch eine positive Beziehung zum eigenen Körper hergestellt werden. Zudem stellt die Fortbewegung mit Armen and Beinen in unterschiedlichen Bewegungsarrangements für die Kinder eine reizvolle Aufgabe dar, deren verantwortungsvolle Lösung Konzentration and Mut verlangt and Sicherheit and Selbstvertrauen vermittelt.

Durch das Klettern, das einen Zusammenhang von Körpergewicht, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten and Kletterfähigkeit transparent macht, kann auch ein Beitrag zur Gesundheitserziehung geleistet werden.

Klettern als Erlebnis- and Abenteuersport besitzt einen motivierenden and herausfordernden Charakter and wirkt deshalb positiv auf die junge Generation, denn die Kinder and Jugendlichen können dabei sich and die Umwelt entdecken and auch einen Umgang mit dem Risiko erlernen. Wichtig dabei ist, daß der Lehrer zur Verbesserung der Bewegungskompetenz altersgemäße Kletteraufgaben stellt, die auch ein individuelles Problemlösungsverhalten zulassen. Natürlich müssen auch Übungsintensität and -dosierung altersgerecht verpackt sein.

Beim erlebnisorientierten Klettern erfahren die Schüler Aspekte wie psychische Stärke, Bewältigung von Streßsituationen, Angst, Risiko and Erfolg, die in Gesprächen verbalisiert, reflektiert and relativiert werden können. Das eigene Ich wird besser kennengelernt, und über das Kontrollieren der Emotionen entwickelt sich langfristig eine psychische Stärke. So kann neben einer präventiven Wirkung dem Klettern auch eine kompensatorische Wirkung and ein persönlichkeitsbildender Einfluß zugeschrieben werden.

Durch den Einsatz von Spielformen wie zum Beispiel dem Lotsenspiel (ein Schüler sagt dem anderen, welche Griffe and Tritte er benützen darf) and Blindklettern (ein Schüler klettert blind and bekommt mündliche Informationen über den Routenverlauf) werden beim Klettern auch soziale Verhaltensformen (Verantwortungsgefühl) gelernt, die auch in anderen Lebenssituationen angewandt werden können.

Schaffung von Klettergelegenheiten im Sportförderunterricht

Bei der Erstellung von Klettergelegenheiten (s. Abb. 122-127) muß besonders auf das Alter der Schüler/innen, auf deren Entwicklungsstand and Leistungsbereitschaft, Motivation and Interesse Rücksicht genommen werden. Natürlich ist die Schaftung von Kletteranlässen auch abhängig von der Kreativität and Improvisationsfähigkeit des Lehrers. Klettergelegenheiten können in jeder Schulturnhalle geschaffen werden durch Verwendung herkömmlicher Geräte wie Kästen, Leitern, Sprossenwänden, Bänken, Recks, Barren, Kletterstangen and deren Kombination. Die Kletterstellen, die sich schnell aufbauen lassen sollten, werden mit Niedersprung- oder Weichmatten abgesichert. Bei den Geräten ist darauf zu achten, daß sie fest am Boden stehen and nicht umfallen können. Nottalls können sie durch Seilstücke befestigt werden.

Eine Kombination der Klettergelegenheiten zu einem Kletterparcours, der mit einem Partner oder auch blind überwunden werden muß, macht die Aufgabenstellung für die Kinder noch interessanter. Wichtig ist die Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen (geringe Höhe, Mattenabsicherung, Hilfestellung für ängstliche Schüler/innen).



veröffentlicht bei Sportunterricht.de mit freundlicher Genehmigung  der Autoren und des Hofmann-Verlags
Sportunterricht.de | Sportpädagogik-online
Layout: Rolf Dober
 
 
 
 
 
 
 
 


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