Der Trainingsbegriff

Wenn wir von Training sprechen, meinen wir genau zu wissen was das eigentlich ist. 
In den Sportwissenschaften ist der Trainingsbegriff aber so einheitlich nicht.
Auf dieser Seite werden einige Definitionsvorschläge vorgestellt.
"... Das sportliche Training ist ein Prozess (Trainingsprozess), bei dem das Training Maßnahmen, Verfahren, Mittel, Formen, Medien entwickelt und einsetzt, um beim Trainierenden entsprechend einer definierbaren Zielvorstellung Zustandsänderungen hervorzubringen.

Aus dieser Diskussion ergibt sich für diese Trainingslehre für den Trainingsbegriff folgende Definition:

Sportliches Training ist ein planmäßig gesteuerter Prozess, bei dem mit inhaltlichen, methodischen und organisatorischen Maßnahmen, entsprechend einer Zielvorstellung, Zustandsänderungen der komplexen sportmotorischen Leistung, Handlungsfähigkeit und des Verhaltens entwickelt werden sollen."

 D. Martin: Grundlagen der Trainingslehre

Ein "weiter" Trainingsbegriff

Für eine "weiten" Trainingsbegriff sprechen sich Frey/Hildenbrandt (Einführung in die Trainingslehre) aus:
"...Leistungssport und Training haben im Sport einen hohen Stellenwert, aber Wettkampfvorbereitung ist nicht das einzige Ziel, das mit Training erreicht werden kann. So hat sich z. B. während der letzten Jahre fast überall im Freizeit- und Breitensport auch der Begriff des Gesundheitstrainings (Prävention und Rehabilitation) herausgebildet...

Der moderne Mensch muss in einer Welt der selbstgeschaffenen Apparate die "Antiquiertheit seines Körpers" anerkennen. Wir haben unsere Lebensumwelt schnell und radikal verändert. Die nicht beanspruchte Muskelkraft verkümmert, organische Ausdauer und Beweglichkeit werden nicht benötigt und haben sich zurückgebildet. Darin darf aber nicht eine funktionelle Anpassung gesehen werden, sondern darin steckt der Keim von Bewegungsmangelkrankheiten. Israel hat 1973 darauf hingewiesen, dass wir als Stoffwechseltyp auf der Stufe des steinzeitlichen Sammlers und Jägers stehen geblieben sind, der in seiner körperlichen Belastungs- und Adaptationsfähigkeit auf einen sehr rigiden Auslesedruck hin programmiert ist. Man kann auch sagen, dass die zivilisatorische Entwicklung unserem Körper davongelaufen ist. Aus somatischer Sicht ist eine hochindustrialisierte, extrem bewegungsarme Umwelt eben ein zerstörter und krankmachender Lebensraum. Der Mensch kann damit verbundene Rückbildungen z. B. am Herzvolumen oder Muskelquerschnitt nur bis zu einer gewissen unteren Grenze schadlos verkraften. Es besteht eben ein Funktionszwang dem nur durch körperliche Belastung, d. h. ersatzweise auch durch gezielte Trainingsmaßnahmen entsprochen werden kann...

Ein Büroangestellter, der seiner Gesundheit zuliebe abends 20 Minuten im Wald läuft, kann seine Tätigkeit mit der gleichen Berechtigung ,,Training" nennen wie ein Langstreckler, der in der Woche mehr als 200 Laufkilometer absolviert, auch wenn er sich geringer belastet und einen viel niedrigeren Trainingszustand aufweist. Der Büroangestellte trainiert unter einer anderen Sinnrichtung. Ihm geht es um Gesundheit und Wohlbefinden, nicht um eine sportliche Leistung in einem Wettkampf an einem ganz bestimmten Termin. Natürlich lassen sich bei de Sinnaspekte nicht völlig voneinander trennen. Ohne Anstrengung und erstrebte Leistungsverbesserung kann auch Gesundheit nicht erworben oder erhalten werden.

Mit dem Ziel, Gesundheit zu erhalten (Prävention) oder wiederherzustellen (Rehabilitation), hat sich die Trainingswissenschaft, insbesondere die Sportmedizin, angesichts der erschreckend zunehmenden Bewegungsmangelerkrankungen in letzter Zeit besonders intensiv auseinandergesetzt.
 
Um alle Problemkreise des Wettkampfsports, des Freizeit-, Gesundheits-, Senioren- und auch des Schulsports inhaltlich erfassen zu können, muss der Trainingsbegriff erweitert werden. Und die Aussagen der allgemeinen Trainingslehre zur Verbesserung der Kondition gelten prinzipiell für alle Leistungsniveaus, auch wenn ihre intersubjektiv gültigen Prinzipien einst weitgehend aus dem Wettkampfsport abgeleitet wurden. So wird in allen Trainingsmethoden die Höhe der Belastung z. B. immer relativ zum individuellen maximalen Leistungsvermögen angegeben. Der aktuelle Leistungsstand, sei er nun besonders hoch oder sehr niedrig, liefert die Bezugsgröße für die Belastungsdosierung, also auch für die Dauer und den Umfang der Belastung und die Pausengestaltung. 
Die Trainingslehre bietet somit für jeden Trainierenden exakte Orientierungshilfen und Belastungsgroßen an.
 
  • Unter Training versteht man das Bemühen, durch gezielte Maßnahmen auf den Organismus einzuwirken. Durch Training kann die individuelle Leistungsfähigkeit gesteigert, erhalten und wiedergewonnen werden; ein altersbedingter Leistungsabfall kann hinausgeschoben und verlangsamt werden.

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  • Das Ziel des Trainings kann in der Maximierung der Leistungsfähigkeit und in der Verbesserung des sportlichen Könnens, in der Prävention von Bewegungsmangelerscheinungen oder in der Rehabilitation von Leistungsdefiziten gesehen werden.

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  • Training verläuft auf jedem Leistungsniveau, bei beiden Geschlechtern und in jedem Alter nach denselben Zyklen von Belastung, Ermüdung, Erholung und Anpassung über das Ausgangsniveau hinaus. Diese Anpassungen bilden sich zurück, falls nicht regelmäßig weiter belastet wird. Modifikationen in der Ausprägung und im zeitlichen Verlauf der einzelnen Prozessphasen sind fest zustellen.

Die Aussagen der allgemeinen Trainingslehre sind sportartübergreifend, niveauunabhängig, geschlechtsneutral und nicht altersspezifisch".

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