Biomechanische Prinzipien - Kritische Anmerkungen

 
"Zur Beurteilung der Zweckmäßigkeit sportlicher Techniken sind Kriterien erforderlich, die anhand des zeitlichen Verlaufs mechanischer Parameter eine entsprechende Bewertung des Bewegungsablaufs erlauben. Im deutschen Sprachraum besonders bekannt sind die als biomechanische Prinzipien von Hochmuth (1981) eingeführten Kriterien.

Sie basieren ausdrücklich auf mechanischen Überlegungen, schließen dabei "in ihre Aussagen die mechanische Erscheinung der biologisch bedingten Sachverhalte, die sich in den Bewegungsabläufen widerspiegeln, mit ein, ohne jedoch die biologische Begründung dafür angeben zu können" (1981, 153).

Die Hochmuthschen Prinzipien der zeitlichen Koordination von Einzelimpulsen, der Gegenwirkung und der Impulserhaltung sind allgemein bekannte oder einfach ableitbare mechanische Gesetze, die in keiner Weise «biologisch bedingte Sachverhalte» widerspiegeln.
Die Prinzipien des optimalen Beschleunigungswegs, der Anfangskraft und der optimalen Tendenz des Beschleunigungsverlaufs sind teilweise empirisch unter Einbeziehung - aber nicht Erklärung - biologischer Realisierungsmöglichkeiten, teilweise wiederum rein mechanisch abgeleitet.

Die Allgemeingültigkeit sämtlicher Prinzipien wird durch sportartspezifische Bedingungen eingeschränkt, was dem Charakter eines Prinzips widerspricht. Mit diesen Prinzipien - soweit es sich nicht um mechanische Gesetze handelt - konkurrierende Kriterien schränken die Anwendbarkeit dieser Art von Prinzipien weiter ein.

Die dargestellten Prinzipien sind bei kritischer Anwendung hilfreiche Leitlinien bei der Beurteilung sportlicher Techniken, Prinzipien im strengen Sinne allgemeingültiger Grundsätze sind es nicht. Die biologischen Charakteristiken fehlen vollständig."
 

(Baumann, in: Willimczik 1989, S.98)

U. Göhner - Biomechanische Prinzipien im Leistungskurs Sport

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