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Gedanken lassen die Muskeln wachsen


Allein Gedankenkraft kann den Bizeps deutlich stärken, haben Forscher in neuen Versuchen nachgewiesen. Das mentale Training könnte Kranken beim Aufbau ihrer Muskulatur helfen.


Selbst große Muskeln lassen sich offenbar kräftigen, indem man bloß an körperliche Übungen denkt. Forscher um Guang Yue von der Cleveland Clinic Foundation in Ohio haben gezeigt, dass durch Mentaltraining auch Armmuskeln zum Wachsen gebracht werden können, berichtet das Fachmagazin "New Scientist" in seiner Online-Ausgabe.

Britisches Wissenschaftsmagazin "New Scientist"

Muskeln bewegen sich, wenn sie ein entsprechendes Signal von den so genannten motorischen Nervenzellen erhalten. Das Feuern dieser Neuronen hängt wiederum von der Stärke der vom Gehirn gesandten elektrischen Impulse ab. "Das legt nahe, dass man die Muskelstärke auch erhöhen kann, indem man bloß vom Gehirn ein stärkeres Signal an die motorischen Neuronen übermittelt", spekuliert Yue.

Zusammen mit seinen Kollegen hatte der Forscher bereits herausgefunden, dass allein die Gedanken an ein entsprechendes Training einen Muskel im kleinen Finger aufbauen. Nun erprobte das Team den Effekt an einer Gruppe von zehn Freiwilligen im Alter von 20 bis 35 Jahren, die im Geiste einen ihrer Bizeps spielen ließen. Die Probanden sollten sich die Anspannung des Armmuskels mit größtmöglicher Konzentration vorstellen.
Während der mentalen Gymnastik, die fünfmal in der Woche stattfand, wurde die Gehirnaktivität der Testpersonen mit Elektroden aufgezeichnet. Zudem überwachten die Forscher, ob die Probanden ihre Armmuskeln nicht versehentlich tatsächlich anspannten. Alle zwei Wochen wurde die Stärke des Bizeps gemessen.

Schon nach vierzehn Tagen stellten die Forscher einen durchschnittlichen Zuwachs um 13,5 Prozent fest. Dieser Gewinn an Muskelstärke blieb noch drei Monate nach Ende des Trainings bestehen. Bei einer Kontrollgruppe, die nicht an dem geistigen Training teilnahm, konnte keine entsprechende Entwicklung nachgewiesen werden.

Die Technik, die das Team auf einer Konferenz der Society for Neuroscience in San Diego vorstellte, könnte nicht nur Patienten helfen, die nach einer Verletzung ihre Muskulatur wieder aufbauen müssen. Derzeit führen Yue und seine Kollegen die Versuche auch mit älteren Menschen im Alter von 65 bis 80 Jahren durch, um herauszufinden, ob sich auf diese Weise einem zunehmenden Muskelabbau entgegenwirken lässt.

(Spiegel-online, 22.11.2001)


 
 
 

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