Was ist gesund am sportlichen Handeln ?

  Der Sportwissenschaftler Karl-Heinz Leist formuliert es folgendermaßen:

"...Dass man dieses leibhaftig gewirkte Amalgam aus Sinnlichkeit und Sinn auskosten kann, das geglückter Bewegung, geglücktem Spiel, geglücktem Sport eigen ist, dass man sich selbstvergessen in reizvolle, spannende, gar abenteuerliche Geschichten, wie sie eine Skihochtour z. B. mit sich bringen kann, ebenso verwickeln lassen kann, wie man sich in größere Unternehmungen wie die eines Wettkampftrainings einspannen kann, dass man stolz sein kann auf das, was man zum Glücken des Tuns leistet, dass man teilhaben kann an beschwingter sozialer Atmosphäre, so dass man frei atmen, aufrecht gehen, zuversichtlich und guten Muts Belastungen auf sich nehmen und sich offen mit seinen Partnern austauschen kann.
 

Gesund sind weiter die Rhythmen von Anstrengung und Muße und ihre Integration in alltägliche Lebensführung. Gesund ist die Lebensgestaltung durch sportliche Feste und Feiern, gesund ist insbesondere die Ganzheitlichkeit der Inanspruchnahme bei sportlichen Aktionen, die entsprechende Erfahrung zur Folge hat, wie z. B. die Erfahrung wohliger Müdigkeit, die Glieder wie Seele nach einer Skitour durchströmt.

In Anspruch nimmt man sich psychisch gesehen durch die Wahl des Leistungs- bzw Belastungsniveaus, eine Wahl, die das physische Belastungsmoment impliziert, eine Wahl, die auch relativ zu sozialen Bezugsnormen zu treffen ist.
 

Durch Inanspruchnahme werden die Ressourcen bzw. Potentiale einer Person aktiviert. Führt dies während der Bewältigung der gesetzten Aufgabe so weit, dass Anstrengung gefordert, gleichzeitig aber Handlungskontrolle erhalten bleibt und dass nach Ende der Belastung die Potentiale spürbar wohltuend wiederhergestellt werden, dann ist eine Inanspruchnahme gesund.

Gesund ist auch eine Inanspruchnahme über das alte Maß hinaus, insofern sie sinnvolle Reize für den Aufbau von Potentialen setzt, so dass nach einer gewissen Adaptionszeit die neuen Belastungen in alter Weise bewältigt werden können.

Ungesund ist in diesem Zusammenhang jedoch die Fehlinterpretation von Signalen der Überbelastung. 
Ungesund handelt, wer Signale wie Seitenstechen oder kurzen Atem im Sinne einer Parole "Gesund ist, was hart macht" interpretiert ...".

(Leist; K.-H. Lernfeld Sport, Reinbek 1993)
 


 

 

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