Man kann 20 Jahre lang 40 bleiben
 

"Man kann 20 Jahre lang 40 bleiben", stellte Professor Dr. Dieter Böhmer (Sportmedizinisches Institut Frankfurt) beim 18. sportmedizinischen Vortragsabend des Sportkreises Wiesbaden in seinem Referat über Seniorensport fest.
 

Daß der Sport nur der Jugend vorbehalten ist, sei schlichtweg falsch. Professor Böhmer ließ im Großen Saal der Industrie- und Handelskammer keinen Zweifel daran, daß man einen Körper bis ins 80. Lebensjahr hinein trainieren könne.

Auch wenn im Alter die körperliche Leistungsfähigkeit nachlasse, sei "Altersschwäche oft nur ein schlechter Trainingszustand". Allerdings sollte man nichts übertreiben, sonst könne nämlich der angestrebte gute Effekt leicht ins Gegenteil umschlagen. Deshalb sollte man erst einmal die Grenze der Belastbarkeit erfassen und mehr Wert etwa auf Ausdauer als auf Schnelligkeit legen. Auch auf sportmedizinische Vorbeugeuntersuchungen, wie beispielsweise ein EKG, sollte man zumindest dann, wenn man das 40. Leberisjahr überschritten hat, nicht verzichten.
Bei einem täglichen Training von mindestsns zehn Minuten bis höchstens einer Stunde bei konstantem Puls 130, wobei auch 140/150 noch nicht gefährlich wären, könne man positive Auswirkungen auf die Gesundheit erzielen: Die Sauerstoffaufnahmefähigkeit, die in einem Alter von 30 bis 70 Jahren nachläßt, kann wieder gesteigert werden, was sich positiv auf das. Herz-Kreislauf-System auswirkt, die Gefahr von Herzinfarkten durch Blutgerinnsel und Cholesterin wird deutlich vermindert, der Blutdruck wird gesenkt und der Arthrose kann entgegengewirkt werden.
Am besten geeignet seien "mittelschwere Belastungen" wie Bergwandern, Laufen und Radfahren, Sportarten, bei denen mehr als 30 Prozent der Maximalkraft benutzt werden oder aber ein "Ausdauersport mit einer Kraftkomponente", wie zum Beispiel Schwimmen.

Am effektivsten sei das Training unter einem Ubungsleiter, da dieser bei der Auswahl der Ausrüstung, bei der Aufstellung eines Trainingsplanes und bei der Aneignung der richtigen Technik behilflich sein und, wie in der anschließenden Diskussion angemerkt wurde, für den nötigen "Druck" sorgen könne, den so mancher braucht, um nicht vorzeitig zu kapitulieren. Dabei sollte er aber die Freude am Sport nicht nehmen.
Sport verbessert also die Gesundheit, die nach Böhmers Definition nicht nur körperliches, sondern auch psychisches und soziales Wohlbefinden umfaßt und kann helfen, lange aktiv zu sein.
 

(Wiesbadener Kurier, 10.11.1989)


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