Der Deutsche Olympische Sportbund


















 

Am 20. Mai 2006 ist in Frankfurt am Main die neue Dachorganisation des Sports,
der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), gegründet worden. 
Es ist ein Zusammenschluss des ehemaligen Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK).
 
 

Sport-Fusion zum DOSB vollzogen - Bach Präsident

Frankfurt/Main - Der deutsche Sport hat sich unter einem Dach vereint. Die Fusion des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationale Olympische Komitee (NOK) zum DOSB wurde in der geschichtsträchtigen Frankfurter Paulskirche mit einem Festakt gefeiert.

IOC-Präsident Jacques Rogge und Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherten dem neuen Dachverband ihre Unterstützung zu. Zum ersten Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes hatte die Mitgliederversammlung im Congress-Center der Main-Metropole Thomas Bach gewählt.

"Der deutsche Sport bricht auf zu neuen Ufern", sagte der 52 Jahre alte Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). In seiner Festrede sagte er Fremdenhass, Intoleranz und Gewalt ebenso den entschiedenen Kampf an wie "der Manipulation in jeder Form, sei es als Doping oder Korruption". Bach wird am ehesten zugetraut, die Kräfte des deutschen Sports zu bündeln und nach außen hin zu vertreten. "Er braucht keine Türöffner; er hat den Schlüssel selbst in der Hand", sagte der Sprecher der Findungskommission von DSB und NOK, der Geschäftsführende Fußball-Präsident Theo Zwanziger.

"Ich zähle auf einen starken DOSB", sagte Rogge in seinem Grußwort und wünschte seinem Freund Bach eine glückliche Hand. "Ich weiß, was für eine Herausforderung vor ihnen liegt", erklärte der IOC-Präsident, der den gleichen Weg vor 25 Jahren in seiner Heimat Belgien gegangen war.

Von einem "nicht nur aus sportpolitischer Sicht historischen Ereignis" sprach Kanzlerin Merkel, die ankündigte: "Wir haben nicht nur ein offenes Ohr für sie, sondern werden sie, wo wir können, unterstützen." Zur Forderung Bachs, "dass der Sport ins Grundgesetz aufgenommen wird", äußerte sich Angela Merkel nicht. "Der Sport hat es verdient, weil er allen Bürgern dient", machte Bach deutlich und betonte, dass der DOSB sich nicht nur den sportlichen, sondern auch gesellschaftspolitischen Herausforderungen stellen wird.

Mit der Verschmelzung endete eine Nachkriegsära des deutschen Sports. Das NOK war 1949, der DSB 1950 gegründet worden. Da der DOSB auch als NOK wirkt, muss er noch vom IOC offiziell anerkannt werden. Die Fusion war am 10. Dezember in Köln von DSB und NOK mit Dreiviertel-Mehrheiten beschlossen worden. Ende des Jahres soll eine erste Mitgliederversammlung stattfinden.

Die Zustimmung für Bach war überraschend nicht einhellig. In geheimer Abstimmung bekam er 372 Ja-, aber auch 51 Nein-Stimmen. Nur 249 Voten entfielen auf den Vizepräsidenten Leistungssport Eberhard Gienger, der 125 Nein-Stimmen bei 18 Enthaltungen hinnehmen musste. Der Ex-Weltmeister im Turnen und Bundestagsabgeordnete hatte im Vorfeld der Vereinigung Kritik durch unklare Aussagen zum Doping auf sich gezogen. "Ich habe einen Fehler gemacht und für den habe ich mit diesem Ergebnis gezahlt", sagte Gienger. Sein schwaches Einzelergebnis ist auch als ein Denkzettel dafür zu werten, dass die Findungskommission nur je einen Kandidaten für die Ressortämter vorgeschlagen hatte. Kritiker bezeichneten das als undemokratisch.

"Es war ein guter Anfang für das Präsidium bis auf den verunglückten Start des Vizepräsidenten Leistungssport. Das wird den meisten Widerstand geben. Diese Position ist nicht gut besetzt", sagte der scheidende DSB-Präsident Manfred von Richthofen, der neben den langjährigen Vizepräsidenten von DSB und NOK, Ulrich Feldhoff und Dieter Graf Landsberg-Velen, zum Ehrenmitglied des DOSB ernannt wurde. Zwanziger, der sich vor der Wahl noch einmal stark für Gienger eingesetzte hatte, meinte: "Die geheime Wahl hat klare Mehrheiten ergeben. Das ist auch eine Bestätigung unserer Arbeit."

Als weitere Vizepräsidenten wurden Walter Schneeloch für den Breitensport, Hans-Peter Krämer für Wirtschaft und Finanzen, Gudrun Doll-Tepper für Bildung und Olympische Erziehung und Ilse Ridder-Melchers für Frauen und Gleichstellung gewählt. Der ehemalige NOK- Präsident Walther Tröger zieht in seiner Eigenschaft als IOC-Mitglied in das zehnköpfige Präsidium ein. Zuvor waren auf Vorschlag von Bach der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen R. Thumann, und der Theater-Regisseur Thomas Langhoff als 3 von 15 Persönlichen Mitgliedern in den DOSB berufen worden.

("Frankfurter Rundschau" 21.5. 2006)
 


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