DOPING

Was denken junge Sportlerinnen und Sportler über Doping, Dopingkontrollen und Freigabe von Dopingmittel?
(Aus "Olympische Jugend" 10/1998)


Tim Wulf
Juniorenweltmeister 1997im Radfahren

 

Vielleicht ist Doping ganz gut für den Sport, für den eigenen Körper ist es auf jeden Fall ganz schlecht. Die Anzahl der Doping-Kontrollen in Training und Wettkampf sind ausreichend, aber die Kontrolleure suchen nur nach bestimmten Substanzen. Sie sollten nach allem suchen, was an Manipulation möglich ist. Wenn man jemanden erwischt, sollte dieser nicht nur für einen bestimmten Zeitraum gesperrt werden, sondern ganz vom Leistungssport ausgeschlossen werden. Dann würde man ihm sagen: "Freizeitsport kannst du gern noch betreiben, aber vom Leistungssport bist du ausgeschlossen." Richtig anschuldigen kann man jedoch keine Einzelperson, denn es ist ein ganz normaler Kreislauf, wenn jemand versucht, immer besser zu werden und an die Spitze zu kommen. Die Versuchung ist groß. Ich halte die Kontrollen für ein notwendiges Übel. Es ist schon ein komisches Gefühl, so kontrolliert zu werden, z.B. aus dem Unterricht geholt zu werden und da steht dann der Dopingarzt.

In Deutschland existiert ein sicheres Kontrollsystem. Aber in manchen Ländern sieht das ganz anders aus: Als ich bei den Juniorenweltmeisterschaften in Havanna, Kuba, in den Aufenthaltsraum zur Dopingkontrolle kam, saß dort eine Sportlerin mit dem Becher ihrer Urinprobe in der Hand. Der Arzt hatte sie gebeten, diese aufzufüllen. Da hätten wir Cola reingießen können. Die Kontrollen werden in manchen Ländern teilweise lasch gehandhabt, denn es sind ja auch die Sportlerinnen und Sportler aus den eigenen Land betroffen. Die Legalisierung von Doping, das wäre fast Selbstmord. Ärzte können das nicht kontrollieren.
 

Janina Götz
WM-Teilnehmerin im Schwimmen 1998

 

Dopingkontrollen sind manchmal unbequem, aber sie sind sinnvoll! Denn ich möchte sehen, was ich ohne die Einnahme von Mitteln, die auf der Doping-Liste stehen, erreichen kann. Ich finde es ausgesprochen unfair, wenn andere dopen, da es dann keine echten Vergleichsmöglichkeiten gibt. Deshalb bin ich auch absolut gegen die Freigabe von Doping. Diejenigen, die keine Förderung bekommen, könnten sich die Mittel nicht im gleichen Maße kaufen. Es ist - und das ist noch entscheidender - nicht mehr die eigene Leistung, der eigentliche Sport, auf den man stolz sein kann. Es gewinnt dann der, der sich die besten Mittel kaufen kann. Außerdem sind die gesundheitlichen Schäden nicht absehbar. Wenn Dopingmittel freigegeben würden, würde ich sofort mit dem Leistungssport aufhören. ...
Martin Schmidt
Ruderer, Teilnehmer Junioren-WM,
zweifacher Deutscher Meister

 

Der Sport sollte meiner Meinung nach dopefrei bleiben. Kontrollen müssen nicht nur gemacht werden, es ist sogar gut und angenehm, zu wissen, dass Doping-Kontrollen durchgeführt werden. Da merkt man, dass etwas passiert. Das Thema Doping ist zur Zeit in aller Munde, es wird nicht totgeschwiegen - und das ist gut so. Ich könnte mir nicht vorstellen, zu dopen und ich kenne auch niemanden, der das macht.

Denn: Sportliche Leistungen muss man sich erarbeiten. Legalisierung von Doping-Mitteln lehne ich ab. Das ist für mich nicht nur eine Frage des Geldes, sondern es stellt sich dann auch die Frage, bei wem schlägt Doping wie an? Jeder Körper reagiert schließlich anders auf Doping-Substanzen. Es gibt Fälle, wo gedopte Sportler einen Pulsschlag von 26 hatten. Spätestens da hört es auf, weil Doping gesundheitsschädigend ist. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es verlockend ist, seine Leistungen auf diese Art und Weise zu steigern. Wenn man finanziell vom Sport abhängig ist, kommt einem möglicherweise der Gedanke. Glücklicherweise bin ich das nicht und rudere des Spaßes und des Sportes wegen. Und für den Wettkampf gilt das Motto: "Möge der sportlich Bessere gewinnen, nicht der finanziell Stärke".
 

Oliver Caruso
Bronzemedaille 1996 in Atlanta
im Gewichtheben, Europameister 1998
...Doping sollte auf gar keinen Fall freigegeben werden, vor allem bin ich strikt gegen Anabolika. Bei Kindern und Jugendlichen wurde schon Missbrauch damit betrieben, insbesondere Kinder und Jugendliche müssen geschützt werden.
In einer Verletzungsphase sollten bestimmte Mittel erlaubt sein, da die Muskulatur doch sehr schnell zurück geht, wenn man nicht trainieren kann. Aber die Grenze zu ziehen, ist sehr schwierig. Wann ich in die Versuchung käme zu dopen: Wenn ich wüsste, dass ein Gegner mit gleichem Talent dopt, da käme ich schon ins Nachdenken.

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