Bewegung, Spiel und Sport im Internet
 Sportpädagogik 

 
 

Völkerball - ein Mobbingspiel ?
- ein Kommentar von Rolf Dober  - 
 
Eine kanadische Studie hat Völkerball in der Schule mit "legalisiertem Mobbing" gleichgesetzt.
Völkerball sei ein Mittel der Unterdrückung. "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" greifen dies groß auf und bei Twitter tobt eine Diskussion.
"Forscher fordern die Abschaffung von Völkerball im Sportunterricht" überschreibt die "Welt" ihre Titelgeschichte und fährt fort: Völkerball lehre Kinder, ihre Mitschüler zu „entmenschlichen“.

Die Botschaft des Spiels sei: Es ist okay, andere zu verletzen (so laut "Spiegel" die kanadische Bildungsforscherin Joy Butler).
"Die Wissenschaftler fordern: Lehrer sollten mehr über die Spiele im Sportunterricht nachdenken, um vor allem schwächere Schüler zu schützen. Außerdem empfehlen sie, die Kinder eigene Spiele entwickeln zu lassen, bei denen sie sich gemeinsam auf Regeln einigen müssen." 

Sind die Sportlehrer/innen eigentlich zu blöd, um mögliche Gefahren und Probleme nicht zu sehen?
Die Spielidee, den Gegner abzuwerfen, wird aus pädagogischer Sicht oft kritisiert. 
Spielt man ohne besondere Vorgaben so fällt auf, dass schwächere Schüler/innen meist zu schnell abgeworfen werfen und es oft nicht schaffen, sich wieder ins Spiel zu bringen. 

Sport in der Schule hat immer mit unterschiedlichen körperlichen,  psychosozialen und psychomotorischen Voraussetzungen zu tun. Das haben alle Lehrkräfte in ihrer Ausbildung und vor allem auch im Unterrichtsalltag gelernt. 
Lehrpläne und Kompetenzerwartungen gehen ausdrücklich davon aus, dass dies nicht nur berücksichtigt, sondern ausdrücklich zum Thema gemacht wird. Sozial- und Teamkompetenzen sind ein wesentliches Ziel  des Sportunterrichts (seit vielen Jahren). Der Mehrheit der Sportlehrer/innen ist dies ein wichtiges Anliegen. Die Probleme, die es übrigens in allen Sportspielen gibt, werden unterrichtlich aufgegriffen. Was in den Artikeln zur kanadischen Studie so reißerisch dargestellt wird, ist die pädagogische Alltagsfrage: Wie muss Sport in der Schule angeboten werden, damit sich Kinder und Jugendliche (mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten) in die Sport- und Bewegungswelt hinein entwickeln können.
Sportpädagogen und Sportlehrer/innen haben dazu mit Sicherheit mehr zu sagen als "Spiegel", "Welt" und Co.
 

Unter pädagogischen Aspekten sollte beim Völkerballspiel deshalb garantiert werden

  •     dass nicht einzelne Spieler dominieren oder nur wenige aktiv beteiligt sind
  •     dass angstbesetzte Spielsituationen vermieden werden
  •     dass nicht auf das Gesicht geworfen wird
  •     dass keine Verletzungsgefahr besteht (weiche Bälle)
  •     dass die Bewegungsintensität nicht verloren geht ( 2 oder mehrere Bälle)
  •     dass mit den Schülern Regelvarianten erprobt werden


Völkerball (auch Zweifelderball genannt) gibt es in unzähligen Variationen, welche die genannten Aspekte aufgreifen.
Beispiele findet man auf diesen Seiten:

Sportunterricht.de
Sportunterricht.ch
mobilesport.ch
Die schnelle Sportstunde
Vlamingo.de
 
 
Kompetenzorientierter Sportunterricht
  Text-/Materialsammlung
Inklusion im Sportunterricht
  Text-/Materialsammlung

 
  Grundlagen

Sportpädagogische Themen von  A - Z  (Sportpädagogik-online)
 

Der Auftrag des Schulsports
  Dietrich Kurz, Uni Bielefeld, 2008

Über Sportunterricht didaktisch nachdenken
Reiner Hildebrandt-Stramann (2014)

Der Auftrag des Schulsports 
  Schulsport NRW
 


 

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Zuletzt bearbeitet 6/2019, Rolf Dober