Bewegung, Spiel und Sport im Internet


   9.5. 2020
 
 
"Handle so, dass die Maxime deines Handelns die Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnte!" 

I. Kant

"Fair Play bezeichnet nicht nur das Einhalten der Spielregeln.
Fair Play beschreibt vielmehr eine Haltung des Sportlers:  Respekt vor dem sportlichen Gegner und die Wahrung seiner physischen und psychischen Unversehrtheit. Fair verhält sich derjenige Sportler, der vom anderen her denkt." 
Internationale Fair-Play-Charta

 
 
 
Geister-Spiele  -  Geister-Werte?
Sportpädagogische Gedanken zur Wiederaufnahme der Fußball-Bundesligaspiele in der Coronakrise
 
 
Die Entscheidung kam nicht überraschend. Schon seit Wochen wurde von politisch Verantwortlichen signalisiert, dass man den Wünschen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den deutschen Profiligen positiv gegenübersteht.
Begründung: Die Fans wollen die Spiele, die Vereine brauchen Einnahmen. Die Hygieneauflagen sind schlüssig, sagen die Politiker.

Auch der Sport- und Trainingsbetrieb im Breitensport darf im Freien und unter Corona-Regeln wieder aufgenommen werden. Oberste Regel: Abstandhalten und Kontaktlosigkeit. Also: An Sportspiele (mit Körperkontakt) ist nicht zu denken. 
Schutz der Gesundheit, Schutz der Risikogruppen, Schutz des Gesundheitssystems. Das kann nachvollzogen werden, auch wenn es schwer fällt.
 

Warum dürfen die Profis Fußball spielen ?  -  Eigennutz als Vorbild?
Wann wird in der Schule wieder Fußball gespielt?
Das kann  und wird zurzeit niemand sagen. Klar ist, dass alle Kontaktsportarten noch längere Zeit nicht möglich sind.
Das Virus könnte überall sein, das Risiko ist zu hoch.

Gelten die Regeln nicht für die gut verdienenden Profis und Bundesligavereine?  Offensichtlich ja.
Wie kann man das Schüler/innen erklären? Eigentlich gar nicht.

Oft wird von der Vorbildfuktion des großen Sports gesprochen. 
Idole können das eigene sportliche Handeln positiv beeinflussen. Aber leider auch negativ. 
Eigennutz als Lernziel? Die viel gerühmten Werte des Sports reduziert auf  Wirtschaftlichkeit und der Vermarktung?

Jeder Lehrplan Sport in Deutschland hat da ganz andere Zielsetzungen entwickelt. Sportunterricht wird mit positiver Werteerziehung in Verbindung gesetzt, mit Verantwortungsübernahme bei Gruppenprozessen. 
"Fair Play" hat einen wichtigen Stellenwert, auch wenn man durchaus die Widersprüchlichkeiten des großen Sports in unserer Gesellschaft sieht. Der Sport in der Schule muss (und kann) das aushalten.
Allerdings wird jetzt wieder einmal die Dominanz des Fußballs übermächtig. Die Medien werden nach Aufnahme der Bundesligaspiele fast nur noch dieser Sportart zugewandt sein. Und natürlich geht es vor allem um Leistung und Erfolg, Auf- und Abstieg, Werbeeinnahmen, Transfersummen . . .
Ein einseitiges Bild, das gerade durch den mehrperspektivischen Ansatz des Schulsports überwunden werden sollte.
 

Beleidigen, foul spielen, spucken
"Fußball ist schlecht für die Moral, meldete bereits vor einigen Jahren die Universität Augsburg. Zwei ihrer Professoren, der Sportpädagoge Helmut Altenberger und der Bewegungswissenschaftler Martin Lames, haben untersucht wie sich Sportler, Trainer, Schiedsrichter und Zuschauer in verschiedenen Sportarten benehmen. Fußball hat dabei so schlecht abgeschnitten, dass Altenberger warnt: "Fußball kann nicht mehr uneingeschränkt als Schulsport empfohlen werden." 

"Wie sollen junge Spieler vorbildliches Verhalten, Fairness gegenüber dem Gegner und Respekt vor dem Schiedsrichter entwickeln, wenn ihnen die Vorbilder in Spieler- und Trainerschaft etwas ganz anderes vorleben?", fragt der Bewegungswissenschaftler Lames angesichts der erschütternden Studienergebnisse."
("SZ", 17.10. 2010, Bildungsklick, IDW-online)
 

  Genau deshalb ist guter Sportunterricht wichtig - Fußball in der Schule
 

Fußball ist immer auch ein soziales Lern- und Handlungsfeld.
Förderung des Sozialverhaltens ist kein Selbstzweck, sondern ein integraler Bestandteil gelingenden gemeinsamen Sporttreibens.
Soziales Lernen heisst, Erfahrungen und Qualifikationen im Umgang mit anderen Menschen bei Sport und Spiel zu erwerben. Dabei geht es nicht darum, irgendwie sozial oder nett zu sein.
Die Erweiterung der Handlungsfähigkeit (Selbst- und Sozialkompetenz, Kommunikationsfähigkeit) im Bereich Sportspiel bedeutet:
  • Regeln zu verstehen und zu handhaben
  • Zu kooperieren und zu konkurrieren
  • Rollen zu übernehmen, auszuhandeln und zu gestalten
  • Konflikte zu erkennen, zu vermeiden bzw. zu  bewältigen
  • Gefühle auszuleben und zu meistern
  • Unterschiede der beteiligten Schüler zu erkennen  und zu berücksichtigen
Guter Sportunterricht greift dies auf und macht es (spielerisch zum Thema). Sportlehrer/innen helfen dabei, mit diesen schwierigen, aber auch freudvollen Aufgaben umzugehen bzw. sie können entsprechende Lernumgebungen gestalten.
Dies geht nicht durch digitalen Unterricht ("Sportunterricht zuhause"). Es darf nicht übersehen werden, dass mit dem augenblicklichen Wegfall des Sportunterrichts ein wesentliches Lern- und Erfahrungsfeld für  Kinder und Jugendliche wegbricht.

Fußball in der Schule



"Der Trainer darf den Nasen-Mund-Schutz zum Rufen von Anweisungen abnehmen,
sofern er einen Mindestabstand von 1,50 Meter von allen anderen Personen einhält".
(DFL-Papier zum Bundesliga-Neustart")
 

Weiterführende Gedanken und Stellungnahmnen

Ethische Bedenken
Der langjährige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, lehnt eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga aktuell vehement ab. "Ich halte diese Idee medizinisch und epidemiologisch für unverantwortlich; sowohl mit Blick auf die Teams, aber auch mit Blick auf die abertausenden zu erwartenden Fantreffen, lauter Mini-Ischgls. Praktisch halte ich sie für undurchführbar und juristisch für problematisch. Vor allen Dingen hielte ich es für gesellschaftlich fatal, sogar verheerend, sollte jetzt wieder gespielt werden", sagte der Theologie-Professor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  den "Nürnberger Nachrichten". Wenn es hier eine Vorzugsbehandlung geben sollte, "wäre das gegenwärtig das völlig verkehrte Signal - auch im Blick auf die Corona-Testkapazitäten, die in anderen Bereichen dringend notwendig sind", sagte Dabrock weiter.

Am Montag (3.5.2020) hat Steffen Augsberg, Mitglied des Deutschen Ethikrats, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ein Interview gegeben und sich darin negativ über die schnellen Wiederaufnahmepläne des Fußballs geäußert. "Mich wundert, dass wir auf die Bundesliga-Debatte so viel Energie verwenden. Sie ist ein Beispiel für geschicktes Lobbying. Geisterspiele gaukeln nicht einmal Normalität vor, sondern verdeutlichen vor allem, wie unnormal die Zustände sind", sagte Augsberg. 

Bedenken des Ethikrats "Die Bundesliga wird sehr gehätschelt"
Vom Deutschen Ethikrat gibt es Kritik am geplanten Neustart der Bundesliga. Dass die Liga eventuell bald schon wieder anfangen könne, sei das Ergebnis von "geschicktem Lobbying". ("Spiegel" 5.5.)

Gesundheit
Der Leipziger Virologe Professor Uwe G. Liebert hat die baldige Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Fußball-Bundesliga in der Coronavirus-Krise kritisiert. „Ich hätte mir gewünscht, dass man wirklich noch ein paar weitere Wochen gewartet hätte“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Universität Leipzig in den ARD-„Tagesthemen“ (6.5.)
Die Spieler würden sich gegenseitig gefährden, sagte Liebert, „sei es durch unachtsamen Umgang oder dadurch, dass sie völlig unbekannt infiziert sind“. Zudem müssten die Vereine auch berücksichtigen, „dass die Fans vor dem Fernseher sitzen und da in direkten Kontakt zueinander kommen. Es ist schwierig, den Fans zu vermitteln, dass sie sich nicht umarmen und jubeln dürfen.“

Massive Kritik an den DFL-Plänen gibt es aus vielen Richtungen. Unter anderen äußerte sich SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach via Twitter: "Wer mit COVID-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht Brot und Spiele."

"Die Gesundheit stehe an erster Stelle - das betonen regelmäßig auch die Befürworter und Antreiber der DFL-Pläne, schon in Kürze die Bundesligasaison wieder aufzunehmen. Doch gerade ein gesundheitlicher Aspekt geht in der öffentlichen Diskussion bisher unter: Welche Folgen könnte eine Infektion für das langfristige Leistungsvermögen der Spieler haben?
... In den Worten von Professor Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln klingt der Sachverhalt sogar noch dramatischer: "Ein Sportler sollte sich schon Gedanken darüber machen, dass eine Infektion das Karriereende sein kann", sagte Bloch im Sportschau-Interview."
Langzeitschäden durch Covid-19: Riskieren Fußballprofis ihre Karriere? (ARD)

Offensivspieler Sören Bertram vom Fußball-Drittligaverein 1. FC Magdeburg sieht den Neustart der Profiligen inmitten der Corona-Pandemie äußerst kritisch. „Ich habe Angst davor, mich bei einem Spiel anzustecken. Die Gefahr ist bei vielen Zweikämpfen gegeben“, sagte der 28-Jährige der Magdeburger Volksstimme und fügte an: „Wir sind alle im Kopf nicht frei, weil wir nach einer Infektion für den Rest unseres Lebens Lungenprobleme haben könnten.“  ...  „Der DFB will unbedingt, dass es weitergeht. Die Spieler werden zu diesem Thema aber überhaupt nicht einbezogen. Wir sind nur Marionetten“, sagte der ehemalige Junioren-Nationalspieler. (FAZ, 9.5.)

Ingo Froböse, Sportwissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln sieht  "da wirklich große Gefahren auf die Spieler und die Trainer zurollen, dass mögliche Infektionen zu gravierenderen Schäden führen können", sagte er dem SWR. Mit langfristigen Folgen sei "natürlich" zu rechnen. Die Corona-Problematik wirke "bei dieser hohen Belastung sicherlich noch verschärfend". Die Spieler, so Froböse, "werden schon ein wenig missbraucht".
Froböse erwartet bei den Spielern zudem  zwischen der 70. und 90. Minute "Ermüdungsreaktionen". Die Verletzungsgefahr werde sich in dieser Phase "sicherlich deutlich erhöhen".(SWR 9.5.)

Der Kardiologe Tienush Rassaf warnt vor Herzmuskelschäden bei unerkannt an Corona erkrankten Fußball-Profis sowie vor möglichen Folgeschäden durch das Virus. "Trotz aller Tests: Im Endeffekt bleibt ein Risiko", sagt der Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Universitätsklinikum Essen der Deutschen Presse-Agentur. Leistungssport sei "eine Stress-Situation für den Körper", sagt der Professor, der zahlreiche Leistungssportler betreut: "Die Abwehrfunktion des Körpers ist in bestimmten Situationen geschwächt. Deshalb können die Organe Schaden nehmen, wenn der Körper von einem Virus befallen ist." (ZDF 11.5.)
 
 
 

Politik
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sprach von hitzigen Debatten um den Termin für die Fortsetzung des Spielbetriebs. Er habe sich für einen späteren Re-Start ausgesprochen. Innensenator Mäurer warnte vor den Risiken der Pläne der Deutschen Fußball Liga. „Was ist, wenn die erste Mannschaft in Quarantäne gehen muss? Dann ist wahrscheinlich der Spielbetrieb beendet“, sagte er. Zudem befürchtet Mäurer weiter Fan-Aufläufe vor den Stadien bei den geplanten Geisterspielen. „Ich halte es für möglich, dass sich das Ganze völlig anders entwickelt als von der DFL geplant“, sagte er.

Bundesliga wichtiger als Kitas? (ARD - 7.05.2020)
 

Großes Unverständnis für die Entscheidung gab es hingegen aus der politischen Opposition, bei Bündnis 90/Die Grünen. Monika Lazar, Sprecherin für Sportpolitik, sieht in der Entscheidung eine nicht nachvollziehbare „Extra-Stadionwurst für den Profifußball. „Während besonders exponierte Berufsgruppen wie etwa Pflegerinnen und Pfleger in Pflegeheimen immer noch nicht ausreichend auf COVID-19 getestet werden, wird genau dies nun bei Profifußballern praktiziert“, sagte Lazar in einem Statement: „Die Vorfälle bei Hertha BSC zeigen außerdem, dass das Konzept in der Praxis teilweise nicht umgesetzt wird.“ (Stuttgarter Zeitung)



 

Sport
Der langjährige Bundesliga-Trainer Peter Neururer glaubt, dass die Entscheidung der Bundesregierung, die Fußball-Bundesliga wieder starten zu lassen, die einzig richtige war. "Eine äußerst weise Entscheidung der Bundesregierung, denn Fußball ist keine Nebensache, Fußball ist eine Hauptsache und ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft. Fußball gerade in der ersten und zweiten Liga muss stattfinden", sagte Neururer dem Sport-Informations-Dienst.

Für Kritik an der Wiederaufnahme hat der 65-jährige kein Verständnis: "Das sind die typischen populistischen Aussagen, die immer wieder kommen, wenn es um Fußball geht, wenn es um besser verdienende Menschen geht, weil man da leider nicht differenziert vorgeht."
 

DOSB-Präsident Alfons Hörmann zu den Lockerungen im Breiten und Freizeitsport:
"Das bewegt 27 Millionen Mitglieder und 90.000 Vereine nicht nur körperlich, sondern auch emotional: Nach Wochen der verordneten Bewegungslosigkeit beginnt nun die schrittweise Rückkehr zur „neuen Normalität“. Die bundesweite Wiedereröffnung des Vereinssports unter klaren Regeln ist ein ermutigendes und enorm wertvolles Signal der Politik an Sportdeutschland. Damit können wir auf der Basis der 10 DOSB-Leitplanken und der sportartspezifischen Konzepte der nationalen Verbände nun flächendeckend in die Sportvereine und aktive Bewegung zurückkehren. Wir rufen alle Mitglieder auf, die sportspezifischen Regeln vorbildlich zu beachten, damit wir alle gemeinsam nun Schritt für Schritt in Richtung Normalität zurückkehren können. Seitens des DOSB werden wir diesen Prozess gerne aktiv und in enger Abstimmung mit der Politik begleiten." 

(Zu den Sonderrechten der Fußballprofis äußert sich der DOSB-Präsident nicht)



Hans-Peter Müller-Angstenberger Volleyballtrainer, Theologe , SWR (6.5.)
Wie erklärt man eigentlich den vielen Kindern und Jugendlichen, dass sie selbst nicht kicken dürfen, sondern nur die Profifußballer?

"Solange wir unsere Kinder nicht wieder laufen und spielen lassen können, solange macht es für mich keinen Sinn, dass der Profifußball beginnt. In meinem Umfeld freuen sich die jungen Leute zwar auf die Fußball-Bundesliga, aber sagen: "Dann darf ich das aber auch." Es reißt unsere Gesellschaft auseinander, wenn bestimmte Bereiche Sonderbehandlungen bekommen, andere Bereiche aber stillhalten müssen.

Wir tragen viele Werte im Sport vor uns her wie eine heilige Monstranz: Teamfähigkeit, Solidarität oder Verantwortungsbewusstsein. Jetzt käme es darauf an, Botschaften von den starken und reichen Sportarten zu den schwächeren Sportarten zu senden. Zu den Sportarten, die jetzt am Rande stehen und sich überhaupt nicht ins Spiel bringen können. Auch innerhalb der Ligen müssten die starken Vereine den schwächeren Klubs die helfende Hand zu reichen. Aber diese Solidarität spüre ich nicht. Man bleibt lieber weiter im Wettkampfmodus durch Geisterspiele. Warum kann man nicht entscheiden: Wir machen es anders. Wir spielen die Saison nicht fertig und geben uns Zeit, gemeinsam zu überlegen, was wir im Sport in Deutschland anders machen müssen...

Die viel gerühmten Werte des Sport sind unterhöhlt von einem System der Wirtschaftlichkeit und der Vermarktung. Der Sport an sich, die faire Auseinandersetzung zweier Athleten oder zweier Mannschaften und das Spielerische, tritt völlig in den Hintergrund. Der Leistungssportler ist eigentlich nur noch eine Art Metapher für etwas, das ganz anderen Interessen dient. Er hat zu funktionieren. Man benutzt ihn, um andere Dinge zu realisieren."


"...In seiner saturierten Breitärschigkeit, seinem Anspruchsdenken und dem Wissen, ein bestimmendes popkulturelles Phänomen zu sein, macht der Fußball alles platt, was nicht bei drei auf dem Baum ist.
Und die anderen?

Nur so ist zu erklären, warum die Sonderstellung der Bundesliga geduldet, ja, unwidersprochen hingenommen wird. Beim großen Grillfest der DFL stehen die Basketballer, Volleyballer, Handballer, Kanuten, Kletterer, Schwimmer und Eishockeyspieler wie benebelt im Rauch und bewundern die fetten Extrawürste der Kicker.

Wo bleibt der große Einspruch der anderen Ballsportligen? Wo sind die Lobbyisten der olympischen Sportarten? Warum machen nur ein paar Einzelsportler den Mund auf? Haben sich alle mit dieser Vorzugsbehandlung einer moralisch wenig avantgardistischen Fußballelite abgefunden? Wo ist das Selbstbewusstsein von Athletinnen und Athleten geblieben, die nicht gegen einen Ball treten? Warum nutzen sie nicht die Gunst der Stunde und fordern in der Krise ihre Rechte ein? Wäre jetzt nicht Zeit dafür?

Im Gegenteil: Die Allmacht des Fußballs wird wie eine Naturgewalt hingenommen. Während der Fußball und bald schon wieder der Rubel rollt, studieren die anderen treudoof das Insolvenzrecht und beknien Sponsoren, damit die irgendwie und vielleicht doch bei der Stange bleiben. Nicht falsch verstehen: Dass die Bundesliga wieder loslegt, ist okay. Dass dieser frühe Beginn ein Privileg des Fußballs bleibt, keineswegs. Alle Leistungssportler haben ein Recht darauf, ihren Beruf wieder auszuüben. Wenn das nur Sportlern einer einzigen Branche ermöglicht wird, crasht die Idee von Gerechtigkeit und Chancengleichheit in der Aufmerksamkeitsökonomie.

Nach Corona wird alles anders? Selten so gelacht." (TAZ 8.5.)
 



 

"...Man muss sich einmal vorstellen, was im deutschen Fußball los wäre, wenn am Wochenende dieser Test in der Hauptstadt eines anderen deutschen Freistaats auffällig geworden wäre. 360 Kilometer südwestlich. Also nicht in Dresden, sondern in München. Wenn das Virus also den FC Bayern München und nicht Dynamo Dresden lahmgelegt hätte vor dem Neustart. Wenn am kommenden Samstag die Fußball-Bundesliga ...ohne den Tabellenführer und deutschen Meister beginnen müsste, weil alle Bayern-Spieler in häusliche Quarantäne geschickt wurden und die eigenen vier Wände zwei Wochen lang nicht mehr verlassen dürften ...

Was wäre also gewesen, wenn der FC Bayern sein Corona-Auftaktspiel bei Union Berlin verpasst hätte und dann gleich noch das nächste gegen Eintracht Frankfurt – und dann mit zwei Spielen Rückstand erst im Juni in den extrem dicht gedrängten Rest der Saison gegangen wäre, ohne jedes Training? Die Bundesliga wäre eine Farce..." (FAZ, 11.5.)
 

Recht
Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio sieht in der Erlaubnis für eine Wiederaufnahme der Fußball-Bundesligen eine Ungleichbehandlung. “Man kann nicht dem Profifußball, der finanziell besser ausgestattet ist als etwa ein Amateur-Handballverein vor Ort, etwas erlauben, was man dem anderen untersagt – mit Hinweis darauf, dass der Profifußball ja auch mehr Geld hat und deshalb die Sicherungsmaßnahmen besser durchführen kann”, sagte Di Fabio im RTL (7.5). 
Er äußerte Zweifel, ob der Staat nicht verpflichtet wäre, Amateurvereinen und Sportstätten Mittel zur Verfügung zu stellen, “damit sie das auch können, was die Bundesliga ja angeblich kann”.
 

Wirtschaft
"Während sich die miserable Situation, in der sich viele deutsche Fußballvereine gegenwärtig befinden, nur sehr grob abschätzen lässt, sprechen die Kursnotierungen der Aktien, der beiden börsennotierten deutschen Fußballvereine Unterhaching und Borussia Dortmund eine sehr deutliche Sprache.

So stürzte die Aktie des ersten Bundesligisten zwischen ihrem Jahreshoch vom 21. Februar bei 9,43 Euro und dem 13. März auf bis zu unter 4,40 Euro ein und generierte so einen Maximum-Drawdown von rund 53 Prozent. Mit einem Kurs je Aktie in Höhe von ca. 6,65 Euro hat sich das Papier zwar jetzt schon wieder rund 50 Prozent von dem März-Tief erholt, pendelt jedoch immer noch fast 30 Prozent unter dem Vorkrisenniveau."
("Finanzen.net")


Bundesliga -  enorme Fallhöhe auf dem Sonderweg (ARD 6.5.)


Corona-Fußball - vielleicht so . . . 



Frankreich und die Niederlande haben übrigens den Spielbetrieb in den obersten Ligen abgesagt. In anderen Ländern wird noch überlegt.

Einige Bewegungsempfehlungen für die schulsportfreie Zeit.

Hinweise/Tipps bei Sportunterricht.de
 



      Sportunterricht.de  -  Bewegung, Sport und Spiel im Internet
 
   


 
 Sportunterricht.de | Sportpädagogik-Online