Weitsprung
Überlegungen, Erfahrungen und Vorschläge zur Lehrweise des Weitsprungs in der Schule
Zielsetzungen
Kaum eine Disziplin der Leichtathletik fordert Kinder so heraus wie das Springen.
Das kurzfristige "Fliegen" löst interessante Körpererfahrungen aus, Ergebnis und Erfolg lassen sich gleich überprüfen bzw. messen.
Wen reizt es nicht, eine bestimmte Weite oder Höhe zu springen? Und das Springen über Hindernisse oder Markierungen ist oft noch interessanter als eine bestimmte messbare Weite zu erreichen.
Kinder wollen springen, wollen wissen, wie weit sie springen können, wollen Sprungvariationen erproben.Allerdings sollte Weitsprung in der Schule auch nicht überstrapaziert werden.
Die pädagogisch sinnvolle Vielfalt des Springens bleibt vor allem dann auf der Strecke, wenn Weitsprung nach immer den gleichen Ritualen abläuft (Anstehen in langer Reihe, Warten auf den Sprung und dann irgendwie Anlauf, Absprung ohne besondere Technik etc.) und lediglich die messbare Leistung im Vordergrund steht.Übersehen werden darf auch nicht, dass Weitsprung technisch durchaus schwierig ist.
Weitspringen, welches biomechanisch sinnvolle Bewegungsabläufe aufgreift, ist immer mit längeren Übungsprozessen verbunden. Unter schulischen Bedingungen ist dies nicht immer einfach.Dies trifft auch für die Schrittsprungtechnik zu, die meist als die schulrelevante Weitsprungtechnik empfohlen wird. Die Erfahrung zeigt, dass viele (v.a. jüngere) Schüler über den Hocksprung nicht hinauskommen. Unter dem Aspekt der Sprungschulung weist deshalb der Aspekt der Absprungkoordination die meisten Entwicklungsmöglichkeiten im Unterricht auf.
Die Schulleichtathletik braucht dabei nicht nur den Übungsreihen der Fachliteratur folgen, sondern kann eine Mischung zwischen Ergebnis- und Erlebnisorientierung wählen. Die Vielfalt des Springens und die damit verbundenen Bewegungs- und Körpererfahrungen sollten beim Üben immer einbezogen werden.(Vielfältiges Springen)Auch die Ergebnismessung braucht nicht nur die absolute Sprungweite erfassen,vielfältige Formen der Leistungsmessung und des Leistungsvergleichs können für Abwechslung im Unterricht sorgen.
Weitere Aspekte
Sprungtechniken
Gibt man Schülern keine Vorgabe, wählen sie meist automatisch die Hocksprungvariante. Das Sprungbein wird dabei gleich nach vorne zum Schwungbein gezogen.
Besondere Übungen zum Erlernen brauchen Schüler dabei in der Regel nicht, insofern ist Weitsprung wirklich eine einfache Sprungdisziplin. Der Hocksprung schafft allerdings eine relativ ungünstige Ausgangslage für die Landung und Gleichgewichtsprobleme bei größeren Weiten.
Laufsprung- und Hangsprungtechnik verlangen eine relativ große Sprungweite und sind daher eher für sprungkräftige und fortgeschrittene Schüler der Sekundarstufe II geeignet. M. E. wird allerdings die Bedeutung der Sprungtechnik in der Flugphase überschätzt.
Der Verbesserung der Sprungweite über Anlauf, Absprung und Landung kommt eine weitaus größere Bedeutung zu.Weitsprung lernen/Technik verbessern
Bedeutung des Anlaufs
Der schnelle Anlauf hat für eine gute Weitsprungleistung entscheidende Bedeutung. Nur wer schnell anläuft, kann auch weit springen. Dieser Zusammenhang sollte auch den Schülern bekannt sein.
Für einen erfolgreichen Sprung sind aber noch weitere Fragen zu beantworten:
Was ist eine optimale Anlauflänge?
Für Anfänger sind 15 - 20 Anlaufschritte eine sinnvolle Ausgangsgröße, die individuell variiert werden kann. Die Länge entspricht der Beschleunigungsphase im Sprint: ca.20 - 30 m je nach physischen Voraussetzungen. Vor allem bei jüngeren Schülern ist ein kürzerer Anlauf in der Regel sinnvoll.
Wann sind Ablauf- und Zwischenmarken sinnvoll ?
Für Anfänger ist nur eine Ablaufmarke sinnvoll - es geht um den Sprung, nicht um eine "Laufgenauigkeitsübung". Deshalb ist es in der Schule auch sinnvoll, nicht nur den Absprungbalken, sondern eine Zone von ca. 80 cm als Absprungbereich zu nehmen.Fortgeschrittene, bei denen es um ein genaues Treffen des Balkens geht, sollten mindestens eine Zwischenmarke - z.B. Absprungbein auf der Anlaufmitte - als Kontrolle einbauen.
Was ist bei der Schrittgestaltung vor dem Absprung zu beachten ?
Anlauf-Absprung: Gestaltung der letzten Anlaufschritte.
Der vorletzte Schritt sollte zur Erreichung einer günstigen Absprungposition etwas verlängert werden.Absprungphasen
Anlauf und Absprung sind (neben der Landung) die entscheidenden Elemente des Weitsprungs.
Nach dem Absprung kann die Bahn des Körperschwerpunkts (KSP) nicht mehr beeinflusst werden. Insofern kann hier ein besonderer Leistungsfortschritt erzielt werden.
1.
Aufsetzen des
fast gestreckten Sprungbeins;
(Aufsetzen mit ganzer Sohle)2.
Beugung im Fuß- und Kniegelenk;
KSP über den Stützpunkt des Sprungbeins
(geringe Bodenkontaktzeit)3.
Absprungstreckung im Fuß-, Knie-
und Hüftgelenk (unterstützender
Armeinsatz)Flug und Landung
Arm-und Beinbewegungen während der Flugphase dienen der Erhaltung des Gleichgewichts und der Vorbereitung der Landung. Die Flugbahn des Körperschwerpunktes (KSP) kann während des Flugs nicht mehr beeinflusst werden........ unterschiedliche Landepunkte bei gleicher KSP-Bahn
Beim Schrittsprung bleibt das Sprungbein zunächst hinter dem Körper. Das Schwungbein schwingt weitgreifend nach vorn (Schrittstellung). Erst bei der Landung wird das Sprungbein aktiv zum Schwungbein vorgezogen. Dadurch kann die Landung akzentuiert gestaltet werden.
Der Oberkörper wird zunächst aufgerichtet, die Arme schwingen von vorn-oben nach hinten unten.........-- Sprungbein --Schwungbein
Die Landung
ist bei allen Sprungtechniken durch die typische Klappmesserhaltung (Sitzhaltung unmittelbar vor der Landung) gekennzeichnet. Mit der Bodenberührung wird das Becken nach vorn geschoben und in den Knien nachgegeben, die Arme schwingen wieder etwas nach vorn. Evtl. kann der Körper zur Seite geworfen werden, um ein Zurückfallen zu verhindern.Weiter mit Weitsprung lernen/Technik verbessern
In die Weite springen will gelernt sein - Übungsfolge von H. Katzenbogner
TIPPs
Weitspringen erfahren und verstehen - ‚lohnende‘ Probleme für den Unterricht in der Sekundarstufe (Zs. Sportunterricht)Leichtathletik in der Schule