Übersicht Tischtennis
Materialien für den Tischtennisunterricht in der Schule

 

 Motorisches Lernen
 Lernphasen - Aufbau der Bewegungskoordination
 
Beim Erlernen einer neuen Bewegung durchlaufen wir mehrere  Phasen.
Der Aufbau der Bewegungskoordination knüpft dabei notwendig immer schon an bestimmten Lernvoraussetzungen an, denn in der Regel verfügen wir schon über bestimmte koordinative Grunderfahrungen.

 

     Zu fragen ist also immer vor dem Erlernen einer neuen Bewegung:

  • Wie sieht die Lernausgangslage aus ?
  • Welche Schritte sollen auf dem Weg zur Zielbewegung gewählt werden ?
  • Wie lang muss ich bei bestimmten Lernschritten verweilen? (Üben)
Beim Erlernen einer neuen Bewegung werden in der Regel drei - in einander übergehende - Phasen durchlaufen.
Tischtennisunterricht in der Schule kann aber kein Abbild des Techniklehrbuchs sein. Große und sehr heterogene Lerngruppen sind die Regel und Übungsprozesse bleiben zeitlich begrenzt.
Fehler und Probleme im Lernprozess von Bewegungen sind normal und die Spielfreunde sollte immer im Auge behalten werden.

  Phasenmodell (nach Meinel/Schnabel)
Phase 1
Grobkoordination
 

Konterschlag verlangsamt

Erwerb des Grundablaufs der Bewegung
Von den den ersten Versuchen zur Grobkoordination

In der  ersten Lernphase muss sich der Lernende zunächst mit dem Bewegungsablauf bekannt machen. In der Regel sind Vorübungen /Übungsreihen erforderlich. Folgende Merkmale kennzeichnen diese Phase:
 
  • gedankliches Erfassen der Lernaufgabe
  • grobe Vorstellung des Bewegungsablaufs
  • erste Versuche, den Bewegungsablauf zu realisieren / Bewegung gelingt meist nicht auf Anhieb
  • vorbereitende Aufgaben und Übungsreihen führen zur Grobkoordination
Hauptproblem der ersten Lernphase:

Unzureichende Informationsaufnahme  und -verarbeitung. 
Der optische Analysator dominiert. 
Das Bewegungsempfinden (der kinästhetische Analysator) ist nur ansatzweise vorhanden. 
Die Bewegungsantizipation ist noch unvollkommen.

Die Bewegungsmerkmale sind (noch) unzureichend ausgeprägt.
 

Bewegungskorrektur - Unterstützung beim Lernen
 

Phase 2
Feinkoordination


 

 


Verfeinerung  und weitere Festigung der Bewegung;
 

  Die Bewegung wird unter
konstanten Bedingungen gekonnt.


Phase 3
Stabilisierung der Feinkoordination
und der variablen Verfügbarkeit
 

- Feinstkoordination - 


Festigung und Anpassung der Bewegung, auch unter wechselnden Bedingungen

Die dritte Lernphase umfasst den Lernverlauf, bei dem der Lernende zunächst unter konstanten und später auch unter variablen bzw. schwierigen Bedingungen die Bewegung sicher und erfolgreich anwenden kann.

Die Ausführung gelingt auch unter erschwerten Bedingungen, die Bewegungsempfindungen werden präzise, wenn erforderlich auch bewusst erfassbar. Es ist nun ein detailliertes Bewegungsprogramm vorhanden, das variabel antizipiert und eingesetzt werden kann.
 


 
 
 

Bewegungsmerkmale
 
Bewegungsrhythmus
Merkmal der zeitlichen Ordnung, sichtbar im dynamischen und räumlich-zeitlichen Verlauf.
Charakteristische zeitliche Ordnung eines Bewegungsablaufs. Gleichartige Elemente werden bei Wiederholungen flüssig ineinander gefügt.
Der Spieler empfindet daher eine rhythmische Bewegungsausführung  als besonders leicht, als wenig belastend. 
Bewegungskopplung
Merkmal der Kopplung von Teilbewegungen
Teilbewegungen müssen sowohl räumlich, zeitlich und dynamisch aufeinander abgestimmt sein, damit man von einer gelungenen Bewegung sprechen kann.
Bewegungsfluss
Merkmal der Kontinuität im Bewegungsverlauf
Bewegungsfluss ist der Grad der Kontinuität im Ablauf eines motorische Aktes, er schließt die Bewegungselastizität als eine spezielle Ausprägung des Bewegungsflusses ein.
Bewegungspräzision
Merkmal der Ziel- und Ablaufgenauigkeit
Übereinstimmung von Soll- und Istwert.
Objektivierbar durch direkten oder indirekten Ist-Soll-Wertvergleich.
Bewegungskonstanz
Merkmal der Wiederholungsgenauigkeit
Übereinstimmung wiederholter Bewegungsabläufe beim Vergleich  untereinander.
Bewegungsumfang
Merkmal der räumlichen Ausdehnung
Räumliche Ausdehnung eines Bewegungsablaufs.
Das Optimum wird durch Anforderung der Bewegungsaufgabe vorgegeben
Bewegungstempo
Merkmal der Bewegungsgeschwindigkeit
Schnelligkeit von Gesamt- oder Teilbewegungen.
Das Bewegungstempo bezieht sich auf die zeitliche Dauer bzw.  Bewegungsfrequenz und Geschwindigkeit von genauen Bewegungsakten oder von Teilbewegungen.
Bewegungsstärke
Merkmal des Krafteinsatzes beim Bewegungsvollzug
Die Bewegung sollte optimal auf die angewandte Technik abgestimmt sein. Alle Teilbewegungen einen einen optimalen (nicht maximalen) Krafteinsatz.


 

Koordination von Bewegungen - Beispiel Tischtennis - Informationsverarbeitung

Die Bedeutung der Analysatoren bei der Bewegungskoordination
 
Sogenannte Analysatoren sind für die Wahrnehmungsprozesse zuständig.
Hiermit sind aber nicht nur die Sinnesorgane gemeint, sondern die gesamte Funktionseinheit zur Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung eines Sinnesreizes. Der Analysator besteht aus Rezeptor (zur Aufnahme von Informationen), afferenter Nervenbahn bis hin zur Hirnrinde.

  Beispiel Tischtennis
Animierte Lehrbildreihen...so wird Bewegung deutlich !
 
Der optische Analysator
leistet einen substantiellen Beitrag zur Bewegungsregulierung. Dies wird besonders deutlich, wenn der Sehsinn bei Bewegungshandlungen bewusst ausgeschaltet wird. 

Die Sicherung des Bewegungsvollzuges wird weitgehend vom optischen Analysator geleistet, dessen Rezeptoren unter anderem Auskunft über Eigen- und Fremdbewegungen geben.

Ein Tischtennisspiel wäre ohne visuelle/optische Wahrnehmungen unmöglich.
Die Wahrnehmung der Flugbahn des Balles ist unverzichtbar. (Die Schlagbewegung selbst kann natürlich - wenn der Ball nicht getroffen werden soll - auch ohne den optischen Analysator ausgeführt werden). Die Bewegung selbst wird während der Ausführung nicht optisch kontrolliert, der optische Analysator ist vorwiegend für die Wahrnehmenung von Ball, Gegner und der eigenen Position an der Platte erforderlich.
Zusätzlich ist der optische Analysator von größter Wichtigkeit, um den Erfolg des eigenen Schlages zu beurteilen (in Verbindung mit dem kinästhetischen Analysator kann dies folgenden Bewegungen beeinflussen).
Der kinästhetische Analysator
Dieser bewegungsempfindende Analysator hat seine Rezeptoren (so genannte Propriorezeptoren) in den Muskelspindeln, Sehnen, und Gelenken.
Sie geben Auskunft über die Änderung von Längen, Spannungs- und Gelenkveränderungen während der Bewegung.

Der kinästhetische Analysator ist also für die Kontrolle der Eigenbewegung des Körpers zuständig und bei allen Bewegungen unverzichtbar. Jede Bewegung löst notwendig kinästhetische Signale aus.

Beim Tischtennis ist der kinästhetische Analysator genauso wichtig wie bei allen anderen Bewegungen auch. Die Feinabstimmung der Schlagbewegung, der koordinierte Einsatz von Arm- und Beinbewegung ist beim Tischtennisspiel eine leistungsbestimmende Komponente. Vor allem die fein abgestimmte Schlagbewegung, der richtige Krafteinsatz, der Schlagwinkel und vor allem auch die Verarbeitung von Ergebnissen von vorausgegangenen Schlägen ist nur über den kinästhetischen Analysator möglich. Dies geschieht in Verbindung mit den optischen und teilweise auch dem taktilen Analysator.
Animierte Lehrbildreihen...so wird Bewegung deutlich !
Animierte Lehrbildreihen...so wird Bewegung deutlich !
Der statico-dynamische Analysator (Vestibularanalysator)
das wichtigste Organ ist hier der Vestibulapparat im Innenohr. Er ist verantwortlich für die richtige Raumlage des Körpers bei motorischen Handlungen und informiert über Lage, Richtungs- und Beschleunigungsveränderungen des Kopfes.
Bewegungen des Kopfes werden in Richtung und Beschleunigung erfasst.
Einen wichtigen Einfluss hat der Vestibularapparat auf die Augen und auf die Stützmotorik. Zusammen bilden sie die Grundlage des statico-dynamischen Analysators für die Gleichgewichtserhaltung des menschlichen Körpers.

Beim Tischtennisspiel werden natürlich auch ständig Informationen über die Lage des Kopfes im Raum erfasst. 

Im Gegensatz zu anderen Bewegungen (z.B. Turnen) ist die Rolle dieses Analysators nicht so leistungsbestimmend, wenn auch unverzichtbar.

Der akustische Analysator
verarbeitet akustische Signale über den Bewegungsvollzug, Bewegungsauswirkungen  oder Umwelt- bzw. Sportgerätgeräusche (z. B. aufspringende Bälle) .
Auch verbale oder rhythmisierende Unterstützungen werden über den akustischen Analysator aufgenommen
Beim Tischtennis haben die Signale des aufspringenden Balles eine durchaus wichtige Funktion, wie Untersuchungen gezeigt haben.

Reaktionszeiten sind auch an diese akustischen Wahrnehmungen gebunden.
Animation mit Ballgeräusch

Der taktile Analysator
erhält Informationen über die Rezeptoren der Haut. Über den taktilen Analysator gewinnen wir Informationen über die Form und die Oberfläche der berührten Gegenstände oder über Widerstände aus der Luft.
(Taktile und kinästhetische Informationen sind aber oft nur schwer zu unterscheiden, da ihre Rezeptoren nahe zusammenliegen)

Der Tischtennisspieler nimmt über den taktilen Analysator den Griff seines Schlägers wahr, evtl. auch Informationen über geringfügige Änderungen in der Griffhaltung. Auch hierbei dürften sich taktile und kinästhetische Informationen überlagern.

 
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