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    Mehr Bewegung  -  kein Thema für die Schule ?
    Ein Kommentar zu den Äußerungen des Präsidenten des "Deutschen Lehrerverbandes" 
    
 Überschriften

"Lehrer wollen nichts am Sportunterricht ändern"     FAZ  23.11. 2019
"Lehrer wollen den Sportunterricht nicht ändern"      Zeit-online 23.11.2019
"Trotz Bewegungsarmut: Lehrer gegen Änderungen am Sportplan"   Stern  23.11. 2019
"Lehrer gegen mehr Sportunterricht - Mehr Sportunterricht nicht drin"   ZDF - 23.11.19

  

    Ein Kommentar zu den Äußerungen des Präsidenten des deutschen Lehrerverbandes
   Rolf Dober, Sportunterricht.de - 25. 11. 2019
 
 
Diese Woche hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgestellt, dass es einen eklatanten Bewegungsmangel gerade auch bei deutschen Kindern gibt.
Die WHO fordert die Regierungen weltweit auf, mehr dafür zu tun, dass sich Jugendliche mehr  bewegen, mit mehr Sportunterricht zum Beispiel oder mehr Freizeitangeboten.

Der Präsident des "Deutschen Lehrerverbandes" (DL), Heinz-Peter Meidinger, hat darauf raegiert. Er konstatiert zwar auch einen Fitnessmangel. Forderungen nach mehr Zeit für den Schulsport erteilt er eine Absage. 

Im Unterricht gehe es nach seiner Ansicht viel um sportliche Techniken und Leistungstests. "Die Zeit, in der Schüler sich bewegen, ist relativ gering." Für eine zusätzliche Stunde Sport müsste aber eine andere Unterrichtsstunde wegfallen ("Zeit-online").

Warum jetzt Herr Meidinger mit markigen Worten vorprescht, ist nicht wirklich zu verstehen.
Der Deutsche Lehrerverband ist nach eigenen Angaben die Dachorganisation von 165 000 Lehrern, darunter sicherlich auch viele Sportlehrerinnen und Sportlehrer. 

Sportlehrer, Sportpädagogen, Sportwissenschaftler, Sportmediziner weisen seit vielen auf die besondere Bedeutung von Bewegung, Sport und Spiel in der Schule hin. Zufällig in dieser Woche gab es auch eine neue Version des "Memorandums zum Schulsport", u.a. getragen von den wichtigsten Organisationen der Sportwissenschaft, der Sportlehrer und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)
 
 
Der Sport in der Schule hat ein besonderes Alleinstellungsmerkmal, da er alle Schüler*innen in allen Schularten und Altersstufen erreichen kann. Besonders die Gruppen, die noch keinen Zugang zu einer freudvollen Bewegungskultur gefunden haben und möglicherweise aus sport- und bewegungsfernen Elternhäusern stammen, bedürfen einer motivierenden Förderung durch pädagogisch und fachlich qualifizierte Sportlehrkräfte.“

Die Situation des Sports an den Schulen ist keineswegs rosig. Unterrichtsausfall, mangelnde Sportstätten (v.a. Schwimmbäder) machen dem Sportunterricht zu schaffen. Drei Wochenstunden Sport - eigentliche ein Minimum - wurde in einigen Bundesländern von der Stundentafel gestrichen. 

Gerade erst wurde in Sachsen der Sportunterricht gekürzt, u.a. mit dem Argument, mehr Platz zu schaffen für die digitale Bildung. 
Aber auch dort, wo drei Stunden Sport eigentlich verbindlich sind, werden sie oft nicht umgesetzt. Vor allem im Grundschulbereich ist die Situation erschreckend, auch weil qualifizierte Sportlehrer/innen fehlen.

Pädagogen weisen seit vielen Jahren darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler mehr Bewegung brauchen. 
Durch Sportunterricht und in außerunterrichtlichen Sport- und Bewegungsangeboten.
Schließlich können mit Bewegung verbundene Unterrichtsmethoden auch in weiteren Schulfächern gewinnbringend eingesetzt werden. In anderen Ländern ist man da viel weiter als in Deutschland.

„Die Wertschätzung des Sports im Kanon der Fächer ist meist nicht besonders hoch“, sagt der Sportwissenschaftler Kuno Hottenrott. Dabei wirke Bewegung positiv auf Körper und Geist. „Vielfach wird das verkannt.“ Daher empfiehlt Hottenrott täglich eine Stunde Sport in Schule.

An all diesen Punkten könnte der Präsident eines Lehrerverbandes ansetzen.

Aber diese Wertschätzung  bzw. Analyse- und Kritikfähigkeit ist bei Herrn Meidinger nicht zu entdecken.
Was weiß Herr Meidinger eigentlich über Vielfältigkeit des Sport in der Schule, seinen Zielen, Inhalten und Methoden?
Ich fürchte sehr wenig. Zumindest bei seinen eigenen Mitgliedern hätte er sich ja mal erkundigen können. Oder er hätte mal in die Lehr- und Bildungspläne schauen können, die nicht nur in Bayern anspruchsvoll formuliert sind.

Nun produziert er in führenden Medien Überschriften (s.o.), die nicht nur vielen Sportlehrkräften die Haare zu Berge stehen lassen.

Natürlich kann der Sport - oder besser Bewegung, Spiel und Sport in der Schule - nicht alle Probleme lösen, aber eine grundlegende Diskussion darüber ist wirklich notwendig. Vor allem auch darüber, wie die Bedingungen geschaffen werden können, damit Kinder und Jugendliche verstärkt in eine entwicklungsfördernde Bewegungswelt eintauchen können.

Schade eigentlich, dass mit plakativen Aussagen das Problem mal wieder mal wieder zerredet bzw. unter den Tisch gekehrt wird.

Herr Meidinger beschwert sich übrigens desöfteren darüber, dass an deutschen Schulen zu gute Noten vergeben werden. Dem kann hier Abhilfe geschaffen werden. 

Klares Urteil zu seiner Stellungnahme: Ungenügend.

 

Links zum Thema
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