Was steckt hinter dem Begriff  "Leistungsmotivation" ?



 
 
Leistungsmotivation
 
Das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeitsbereichen zu steigern oder möglichst hochzuhalten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann...

Das individuelle Leistungsverhalten ist abhängig vom Anspruchsniveau und der damit verbundenen Erwartungshaltung, die sich entweder als Hoffnung auf Erfolg oder als Furcht vor Misserfolg äußert, wobei die jeweilige Ausprägung dieser beiden Emotionen das Maß der Gesamt-Leistungsmotivation bestimmt. Dementsprechend kann unterschieden werden zwischen mehr "Erfolgsmotivierten" und mehr "Misserfolgsmotiverten".

Diese Variablen werden als relativ stabile persönlichkeitsspezifische Dispositionen verstanden, die weitgehend von früheren Erfahrungen (insbesondere durch Erziehung) beeinflusst. Wie aus Untersuchungen hervorgeht, setzen sich Individuen, die den Erfolg bzw. das Erreichen des Zieles erwarten (Erfolgsmotivierte), ihren Fähigkeiten entsprechend realistische Ziele und wählen Aufgaben mittlerer Schwierigkeit; Misserfolgsmotiviertete, die ein Versagen befürchten, entscheiden sich dagegen entweder für zu leichte oder zu schwere Aufgaben und geben bei Schwierigkeiten schneller auf.
 

(nach Sportwissenschaftliches Lexikon)

Aufgabe:
Versetz dich in die Sportler! - Hoffnung auf Erfolg ? - Furcht vor Misserfolg?

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"...Seit den 50er Jahren beschäftigt sich die Psychologie intensiv mit der Frage nach den individuellen Antrieben etwas zu leisten. Dabei geht es im Kern um die unterschiedlichen Leistungsansprüche, die der Einzelne als subjektiv verbindlich ansieht und einlösen möchte. ...

ATKINSON (1957) entwickelte ein sogenanntes "Risikowahlmodell", indem die Tendenz zu leistungsthematischem Handeln aus der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit als "Hoffnung auf Erfolg" einerseits und als Meidungstendenzen aus "Furcht vor Misserfolg" andererseits erklärt wird. Interessant ist, dass hierbei sowohl aufsuchende als auch meidende Verhaltenstendenzen angesichts einer leistungsthematischen Situation berücksichtigt werden. Dadurch ist es möglich, individuelle Unterschiede im Verhalten angesichts einer Leistungsherausforderung zu erklären. Außerdem konnte ATKINSON  eine für den Sport wesentliche Tatsache beobachten: Die Freude über den Erfolg einer eigenen Leistung ist um so größer, je schwieriger die Aufgabe ist. Ohne diese einfache Beziehung zwischen Erfolgserwartung und Wert der Leistung wäre nicht zu verstehen worin der Reiz des Überbietungsprinzips im Sport liegen könnte.

Tatsächlich werden heute individuelle Unterschiede in der Leistungsmotivation u.a. auf unterschiedliche Motivtendenzen zurückgeführt, d. h. die Art und Weise der Menschen einer Herausforderung zu begegnen, scheint durch eine dauerhafte Persönlichkeitseigenschaft mitbestimmt zu sein. Einige Menschen neigen dazu, leistungsthematischen Situationen mit Hoffnung auf Erfolg zu begegnen, andere sind eher durch den Wunsch Misserfolge zu vermeiden angetrieben. "Hoffnung auf Erfolg" bzw. "Furcht vor Misserfolg" sind relativ stabile persönlichkeitsspezifische Dispositionen, wobei die Stärke beider Erwartungsrichtungen über das Maß der Leistungsmotivation mitbestimmt.

HECKHAUSEN (1989) konnte nachweisen, dass bereits Kinder im Alter zwischen zweieinhalb und drei Jahren bei ihren Spielen wetteifern und Erfolg oder Misserfolg erleben und zum Ausdruck bringen können. Er nimmt an, dass in der Entwicklung des Leistungsmotivs die frühe Kindheit eine prägende Wirkung hat. Im Altervon fünf Jahren konnten bereits unterschiedliche Wahl- und Konfliktstrategien bei Leistungsanforderungen nachgewiesen werden. Bei Zehnjährigen hat sich das Leistungsmotiv bereits so stark stabilisiert, dass Vorhersagen des Leistungsverhaltens im Erwachsenenalter möglich sind.

HECKHAUSEN(1965) definiert Leistungsmotivation als "das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hochzuhalten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann".

Der Leistungsmotivation unterliegt ein relativ stabiles individuelles Leistungsmotiv (s.o.), das in Interaktion mit situativen Faktoren und dem jeweiligen Anspruchsniveau die konkrete Antriebsstärke zu einer Leistung herstellt. Von besonderer Bedeutung ist neben dem Motiv und der Situation auch der subjektiv verbindliche "Gütemaßstab". Das Erlebnis von Erfolg oder Misserfolg hängt demnach nicht allein von objektiven Schwierigkeiten ab. Vor allem innerhalb eines mittleren Schwierigkeitsbereiches entscheidet das persönliche Anspruchsniveau darüber wie das eigene Leistungshandeln bewertet wird. Das Anspruchsniveau ist im Gegensatz zum relativ stabilen Leistungsmotiv variabel und erlaubt eine situative Anpassung des Leistungshandelns.

"Erfolgszuversichtliche" bzw. "misserfolgsängstliche" Sportler unterscheiden sich tatsächlich in ihrer aktuellen Motivation zu sportlichen Leistungen. Untersuchungen haben ergeben, dass misserfolgsängstliche Motivtypen zwar genauso leistungsfähig sind wie erfolgsorientierte Sportler, ihre Leistungen aber grundsätzlich anders bewerten. Misserfolgsängstliche neigen dazu, Ziele anzusteuern, die entweder sehr niedrige Leistungsanfordenungen stellen oder aber kaum realisierbar erscheinen. Die Folge: Bei niedrigen Leistungsanforderungen ist die gesamte Motivationsstärke relativ niedrig.
Bei unrealistischen, kaum zu realisierenden Zielsetzungen ist zwar die Motivation sehr hoch, die Erfolgsaussichten sind jedoch sehr niedrig: Auch in der Bewertung der Ursachen für Erfolg oder Misserfolg unterscheiden sich die Motivtypen:

Während misserfolgsängstliche Motivtypen Misserfolge eher auf mangelnde Fähigkeiten zurückführen, neigen erfolgsorientierte dazu, die Ursachen für Versagen auf ungünstige Umstände, eben auf Pech zurückzuführen....

Obwohl beide Typen Erfolg anstreben, neigen doch die Erfolgszuversichtlichen eher zu Optimismus, Misserfolgsängstliche hingegen eher zu Angst und Pessimismus. Vor allem misserfolgsängstliche Motivtypen benötigen daher die Unterstützung von Trainern und Lehrern, um "bei der Stange zu bleiben" und sportliche Leistungen als persönlichen Gewinn erleben zu können."
(nach Kursbuch 4 - Sportliches Handeln)


Der misserfolgsorientierte Sportler denkt in etwa: „Es liegt an mir, es wird sich nicht ändern und es wird sich auf alles auswirken.“. Umgekehrt attribuieren diese Sportler ihren Erfolg, nämlich external, variabel und spezifisch – in etwa: „Das war das gute Wetter, hab Glück gehabt und zwar nur heute.“. Bei Erfolgsorientierten sind die Attributionen hingegen umgekehrt bei der Bewertung von Erfolg bzw. Misserfolg.

Die Schlussfolgerung müsste dann heißen, dass Erfolgsorientierte sich bei Misserfolg auf äußere, veränderbare und spezifische Faktoren beziehen, sie denken: „Der Test war unfair, nächstes Mal streng ich mich mehr an. Das war nur Pech.“. Der Misserfolgsmeidende denkt wie oben beschrieben – er führt das schlechte Ergebnis nicht auf Pech zurück, sondern auf sich selbst und sieht diese Lage wie gesagt als stabil und generell…

Vielleicht könnte man ihm sagen: „War heut nicht dein Tag, nächstes Mal strengst du dich mehr an und dann klappts auch wieder, andere Sachen kannst du ja auch gut!“

(Tilo Freude)
 

 

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