LK Sport 13.1
2. Kursarbeit (4-stdg.)

Sportsoziologie/Sportpsychologie (Motive und Motivationen im Sport, Leistung, Aggression, Fair Play)



Gewichtung: 1. Aufgabe (10 %) , 2.Aufg.(15 %), 3. Aufg. (15 %), 4. Aufg. (20 %) , 5. Aufg.(5a - 10%, 5b und 5c  je 15 %)

Name:...........................................
 

1. Aufgabe
Erkläre den Unterschied zwischen

a) regelwidrigen und aggressiven Verhalten

b) "formellen Fair Play" und "Geist des Fair Play "

c) expliziter und instrumenteller Aggression
 

2. Aufgabe:

Zitat: 
"Ich habe den Gegenspieler gleich zu Beginn mal ganz scharf attackiert,
mit den Ellbogen mal richtig reingelangt.
Von da an ist der ganz schön vorsichtig geworden
und ich konnte mich viel besser in Szene setzen".

Lege dar, inwiefern hier von aggressiven Handeln gesprochen werden kann
bzw. um welche Art von Aggression es sich hier handeln könnte!

 
 

3. Aufgabe:
Lege den Grundgedanken des "triebtheoretischen Modells der Aggression" dar und überlege, welche gesellschaftliche Aufgabe bzw. Funktion damit dem Sport in unserer Gesellschaft zukäme!
 
 
 
 
 
 
 

4. Aufgabe:

Erkläre ein Foulspiel in einer Spielsportart nach Wahl nach der "Frustrations-Aggressionstheorie" und nach dem "lerntheoretischen Modell" der Aggression!
 
 
 
 
 
 

5. Aufgabe:

a) Fasse die Grundgedanken und Kontroversen in den Texten zum Fair-Play-Gedanken zusammen

b) Erläutere welche (theoretischen) Hintergründe für unfairen Sport hier genannt werden.

c)  Lege deine eigene Auffassung zu den aufgeworfenen Fragen dar! Ist fairer Sport überhaupt möglich und welche Möglichkeiten für eine  Beachtung des Fair-Play-Prinzips im Sport sollten stärker genutzt werden?


Text1

Auf der Suche nach neuer Orientierung in der sportlichen Ethik
Ein Plädoyer für die Fair-Play-Kampagne des deutschen Sports

H. Meyer  ("Olympische Jugend" 8/1989)

Niemand wird ernsthaft gegen Fairplay sein - sowenig wie jemand behaupten würde, er sei gegen den Frieden. Dennoch gibt es Kritiker der Fair-Play-Kampagne des Sports. Die kritischen Einlassungen zur Fair-Play-Konzeption mit dem Motto "Fair geht vor" sind ernst zu nehmen. Zeigen sie doch alle ein überaus großes Engagement in der Sache...

Geben wir zu: Wie oft kommt klammheimliche Freunde auf, wenn der vermeintlich Stärkere unter Umgehung der Regeln ausgetrickst wird? "Frechheit siegt ist nun einmal der größte Gegner von "Fair geht vor". Sport - und Spitzensport allemal - findet in einer erfolgsträchtigen Gesellschaft nicht auf einer Insel der Glückseligen statt. Er kann daher nicht abgehoben von anderen gesellschaftlichen Entwicklungen gesehen werden.

In den letzten Jahren mußten wir mehrfach erleben, daß Sportveranstaltungen einhergingen mit brutaler Gewalt auf den Rängen, aber auch vor und nach den Wettkämpfen durch randalierende, vorwiegend jugendliche Fans. Die friedliebenden Bürger sind erschrocken und wenden sich schaudernd ab. Sind unsere Sportarenen Ersatz-Kampfplätze gesellschaftlicher Konfliktgruppen geworden? Inwieweit provozieren unsere Spitzensportler gar den Ausbruch von Aggressionen und ihr eigenes Verhalten im Wettkampf ? Eine eindeutige Antwort auf diese Fragen wird es kaum geben. "Gewalt ist immer einfach - Alternativen zur Gewalt sind immer komplex und kompliziert" hat NOK-Präsident Willi Daume diese menschliche Unzulänglichkeit einmal treffend charakterisiert.

Auch der Sport kann in Bezug auf das Thema Fair Play zum ambivalenten und widersprüchlichen Phänomen werden. Sport allerdings, und das ist der entscheidende Unterschied zu vielen Auseinandersetzungen in der Gesellschaft oder zwischen Völker, kultiviert den Streit und lehrt, Herr über den Streit zu bleiben. Im Sport gilt die Unverletzlichkeit der Person als oberstes Gebot. Ob die Herrschaft über den Streit bereits die These rechtfertigt, der Sport sei Ausdruck des fairen Umgangs miteinander, muß allerdings als höchst problematisch angesehen werden. Allzuoft zeigt das Verhalten von Sportlern, Trainern und Funktionären, daß zu viele Ausnahmen die Regel nicht mehr bestätigen, sondern in Frage stellen.

Unfairneß gegenüber Gegnern bedeutet Betrug an der eigenen Leistung. Um Emanuel Kant im übertragenen Sinne zu zitieren:
"Was man auf den Gegner überträgt, ist auch für die eigene Person gültig. den Gegner auszutricksen heißt eigentlich, sich selbst auszutricksen, und das bedeutet, sich selbst vom einzigen Sieg, der zählt, auszuschließen."

Um zu vermeiden, daß der Sport durch unfaires Ausschalten der sportlich Besten in die Zweitklassigkeit führt, sind zunächst Aufklärung gefordert und die Vorgänge bewußt zu machen. Mit der Fair-Play-Kampagne will der Sport nicht etwa zum Moralapostel der Nation werden, sondern dazu beitragen, den Blick für die Problematik zu schärfen. Es geht nicht darum, belehrend zu wirken, sondern einen Anstoß für die Erhaltung der Kultur der Gemeinwerte zu geben und nach einer neuen Orientierung in der sportlichen Ethik zu suchen. Dem Erfolg um jeden Preis ist das Streben nach persönlicher Bestleistung entgegenzustellen. Zur sportlichen Persönlichkeit zu reifen, heißt zu erkennen, daß Nichtgewinnen kein Scheitern ist....

Fair Play beginnt damit, daß man sich der Entscheidung desjenigen beugt, der zur Überwachung der geschriebenen und ungeschriebenen Regeln ausgewählt ist. Auch wenn die Entscheidung als falsch erscheint, sollten sich die Gegner des Prinzips der Großzügigkeit erinnern. Ein zweifellos hoher Anspruch!  Insbesondere für diejenigen, die von der Spontaneität im Wettkampf leben. Nie würden jedoch geschriebene Regeln die menschliche Haltung des Fair Play ersetzen können......



Text 2
 
"Das Fairplay wird viel zu hoch gehängt. Ich werde bezahlt, um erfolgreich zu sein, und da kann ich keine Rücksichten auf Fairplay-Bemühungen nehmen. Wenn ein Mittelstürmer durchgeht, dann erwarte ich von meinem Libero oder Vorstopper, wenn der andere zu schnell ist, dann erwarte ich nicht, daß er ihn ummäht, um das einmal so zu sagen, aber es wird auch viel geredet von einem humanen Foul. Zum Beispiel, daß er sich davorstellt, ihn blockt, d.h. sperrt ohne Ball. Das ist aber immer noch eine vernünftige Sache. Das erwarte ich von einem Spieler, und da zeigt sich sicherlich einerseits eine gewisse Unsportlichkeit, die durch die Regeln auch geahndet wird, aber auf der anderen Seite auch eine gewisse Cleverness. Und wenn das nicht mehr der Fall ist, dann werden wir im Fußball sicherlich viele Einbußen haben....
Ich habe einen technisch einmalig guten Spieler, der leider nicht bereit ist, in Zweikämpfen auch mal hart an den Mann zu gehen und notfalls ein Foul zu begehen. Ich lade ihn deshalb nicht mehr zu Auswahllehrgängen und -spielen ein"
 

(Ein C-Jugend-Auswahltrainer aus Niedersachsen)
 



 
Text 3
 
Wer schafft die Bedingungen für fairen Sport ?

G. A. Pilz ("Olympische Jugend" 7/90)

Fairplay ein Problem der Sportler oder der leistungssportlichen Bedingungen ?

Der Leistungssport erweist sich nicht als Hort der Fairneß. Durch die leistungssportliche Sozialisation Jugendlicher in den Sportvereinen wird das Prinzip des Fairplay als leitende Handlungsmoral mehr und mehr unterlaufen. Statt Fairplay lernen die Jugendlichen mit zunehmendem Alter und vor allem zunehmender aktiver Fußballerfahrung, daß es im Interesse des sportlichen Erfolges wichtiger ist, die Regeln zu verletzen. Der Fairneßbegriff ist gegenwärtig tatsächlich zu einer Rechtfertigungskategorie geworden, "die kosmetisch den Sport einfärbt", wie U. Müller schreibt. Gelingt es nicht, die Bedingungen unfairen Verhaltens zu verändem, sind "fair" und "Fairplay" in der Tat nur "positive Begriffshülsen", "Rechtfertigungskategorien", sind Fairnessinitiativen nichts anderes als "Verwischungsstrategien und Abschiebungs-, Alibi-, Ablenkungstaktiken - auch hinsichtlich der Verantwortlichkeit" - und führen nach Hans Lenk zu einer Spaltung der Moral in eine "zum Teil heimliche Erfolgsmoral und eine öffentliche Moral der Lippenbekenntnisse".

Angesichts unserer eindeutigen empirischen Belege kommt dem bereits 1982 im Gutachten "Sport und Gewalt" gezogenen Resümee eine noch größere Bedeutung zu: "Sicher sind Schule und Verein nicht unabhängig von dem allgemeinen Erfolgsdenken der Gesellschaft zu sehen. Aber sie dürfen sich deshalb einem bestimmten.moralischen Anspruch nicht entziehen; es gilt, diesen Anspruch deutlicher zu formulieren, wobei die Differenz zwischen dem offiziellen Selbstverständnis dieser Institutionen und ihrer tatsächlichen Wirkung deutlich gemacht werden muß. Vor allem aber ist dafür zu sorgen, daß der Erfolgsdruck, der auf Kindern und Jugendlichen lastet,  verringert wird."

An diesem Anspruch sind letztlich auch die Fairplay-Initiativen zu messen. Nur wenn es ihnen gelingt, über das plakative Einklagen, Einfordem des Fairplay hinauszukommen und Bedingungen zu schaffen, die es den Sportlern und Sportlerinnen  erlauben und ermöglichen, sich wirklich fair zu varhalten, können sie für sich in Anspruch nehmen, einen Beitrag zur Fairneßerziehung, zu mehr Fairneß im Sport auch zu leisten. "Wir wollen fairen Sport", propagiert die Schweizerische Fairplay-Initiative. Wer will das nicht? Wer aber schafft die Bedingungen für fairen Sport? "Fair geht vor", behauptet die Fairplay-Initiative des deutschen Sports. Auch vor den Erfolg? Wer mindert den unerbittlichen Erfolgsdruck? Solange diese Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet sind, drohen alle Fairplay-Initiativen ins Leere zu laufen.