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Karin A. E. Volkwein

Sport und Gesellschaft -
Ursachen für ethische Probleme im Sport

( aus "Olympische Jugend" 2/95)
 
Fairness im Sport

Betrachtet man den Sport im Kontext der ihn umgebenen Gesellschaft und folgt der Annahme, dass die im Sport zu findenden Werte aus der Interaktion von Sport und Gesellschaft entstehen, ergibt sich die Frage, warum ausgerechnet im Sport der Fairness ein so großer Stellenwert beigemessen wird; warum viele Kritiker faires Verhalten gerade im Sport einfordern.

Das alltägliche Leben scheint die Qualitäten nicht aufzuweisen, die nötig sind, um einen fairen Verhalten fruchtbaren Boden zu gewähren. Die Leistungsgesellschaft mit all ihren Zwängen fordert eher zu egoistischem denn zu partnerschaftlichem Verhalten auf. Weit entfernt ist der Gedanke, sich ähnlich den Marktverkäufern der Fairs zu verhalten und nicht den eigenen Vorteil zu nutzen. In der Literatur wird verschiedentlich darauf hingewiesen, daß die moderne Leistungsgesellschaft sich zu einem moralfreiem System entwickelt, in dem rücksichtslose Durchsetzung von Eigeninteressen und Eigennutz im Vordergrund stehen. Gerade in diesem Zusammenhang erscheint es als verwunderlich, dass trotzdem immer wieder der Ruf nach dem reinen, den "ur-fairen" Sport laut wird.

Liegt eventuell in den beschriebenen gesellschaftlichen Tendenzen der eigentliche Grund für den geforderten hohen Stellenwert der Fairness im Sport überhaupt? Übernimmt der Sport an dieser Stelle eine Lückenbüßerfunktion? Schafft er einen moralischen Freiraum, der die Illusion der reinen Fairness am Leben erhält? Wird hier künstlich eine Insel geschaffen, die einem alten moralischen Prinzip das Überleben sichern soll?

Sport und Gesellschaft

Als Teil einer den Sport umgebenen Gesellschaft, kann der Sport nicht losgelöst von ihr und ihrer geschichtlichen Entwicklung betrachtet werden. In einer hochtechnisierten, hochspezialisierten Welt entfremdet sich der Mensch in zunehmenden Maße von sich selbst. Ein hoher Grad an Funktionalität bestimmt den einzelnen in seiner Arbeitswelt. Auch im Sport hat die Spezialisierung längst Einzug gehalten. Um Leistung zu optimieren, Erfolg zu gewährleisten, wird der Sportler immer mehr zu einem teilfunktionierenden Wesen reduziert. Dieser unbedingte Leistungswille läßt den Mneschen mit seinem Spieldrang in den Hintergrund treten. Erwartungsdruck der Öffentlichkeit und der Sponsoren fördern den zum Teil selbstzerstörerrischen Umgang mit dem eigenen Körper.

Genau wie in anderen Gesellschaftsbereichen entstehen dort, wo sich Leistungsdruck und Erfolgsabhängigkeit zin zunehmenden Maße etablieren, Mechanismen, die ihre Durchsetzbarkeit gewährleisten. Solche Mechanismen unterliegen ihren eigenen, nämlich den leistungssteigernden und profitorientierten Gesetzmäßigkeiten. Der Fair-Play-Gedanke tritt in den Hintergrund. In einer Welt, in der Machtgewinnung und Machterhaltung um jeden Preis angestrebt werden, bleibt Fairneß und sogenanntes sportliches Verhalten auf der Strecke...

Gelebte Unfairness finden wir praktisch in allen Lebensbereichen wieder. Gemeinschaftliches, gemeinnütziges Handeln treten in den Hintergrund. Besonders dort, wo Macht oder wirtschaftliche Interessen das Miteinander diktieren, verblassen überzeugend dargebrachte Fairnessbeteuerungen sehr schnell zu Lippenbekenntnissen.Die Frage stellt sich, ob dort, wo das Siegen um jeden Preis(auch um der eigenen Gesundheit) gefordert wird, Fairness als tragende Leitidee überhaupt noch praktiziert werden kann.